VfB Stuttgart VfB Stuttgart: Timo Hildebrand vor Abschied
Stuttgart/dpa. - TimoHildebrand, der Fußball-Nationaltorwart des VfB Stuttgart, bestreitetbeim Saisonfinale am Samstag gegen Energie Cottbus sein letztes Spielim Daimlerstadion. «Ich bin ein emotionaler Mensch, sehr sensibel.Das wird ein schweres Ding», sagt der 28-Jährige, der sich bei denFans die Sympathien mühsam hatte zurückerkämpfen müssen. Ob erwirklich zum FC Valencia in die Primera División wechselt, darüberschweigt er eisern.
Sein Abschied stand bereits vor Weihnachten fest. Den Transfer, soerklärt er immer wieder, muss sein neuer Club bekannt geben. «DerVertrag ist noch nicht unterschrieben, aber ich weiß, wohin die Reisegeht», sagt er. Nein, platzen könne da nichts mehr. Dass er nächsteSaison in der Champions League spiele, sei wahrscheinlich -«hoffentlich gegen den VfB». Bekannt ist mittlerweile jedenfalls,dass Hildebrand Spanisch lernt.
Oliver Bierhoff, der Manager der Nationalmannschaft, habe ihm zuseinem Entschluss gratuliert. «Er und Joachim Löw wollen auch, dassman nicht nur den bequemen Weg geht. Ich glaube nicht, dass es einNachteil als Nationaltorwart ist, wenn man im Ausland bei einemTopverein spielt.» Nach einer glänzenden Rückrunde traut ihm auchArmin Veh eine internationale Karriere zu. «Timo hat schon Klasse.Wenn er so arbeitet, wie im letzten halben Jahr, dann wird er sichüberall durchsetzen», sagt der VfB-Trainer. Felix Magath, derHildebrand nach dessen Aussage am meisten vorangebracht hat, meint:«Ich glaube, dass es für ihn der richtige Schritt ist. Im Auslandwird er reifen und noch stärker werden.»
Als Hildebrand mit 16 Jahren das hessische Hofheim verließ, «hatteich Angst in so eine große Stadt wie Stuttgart zu kommen». Seitdemhat er beim VfB viele Höhen und Tiefen miterlebt: seine erstenBundesliga-Spiele unter Ralf Rangnick, Abstiegskampf und ChampionsLeague mit Magath, viel Theater von Giovanni Trapattoni. Er wurdeangehimmelt als der «Leonardo di Caprio» des VfB - und verflucht fürseine Vertragspokerei. Anfang 2005 stand er als Abzocker da, weil dieVerhandlungen damals gescheitert waren. In der Partie in Mainz wurdeHildebrand daraufhin von den eigenen Fans gnadenlos ausgebuht. «Dahabe ich in der Kabine geheult», erinnert er sich.
Mittlerweile hat der Anhang wieder Frieden geschlossen mit demstellvertretenden Kapitän. Das Verhältnis ist aber distanziertgeblieben, zumal Hildebrand in seinen Aussagen und Gesten oft nichtauthentisch wirkte. «Bei mir hat es lange gedauert, bis ich michgeöffnet habe», räumt er ein.
Kurz vor seinem Abschied zeigt der sonst so coole Keeper auchEmotionen: So wie am Samstag, als er kurz vor Schluss mit einerGlanzparade den Sieg in Bochum rettete, und danach in bester Oliver-Kahn-Manier seinen Triumph herausbrüllt. In den vergangenen Monaten,so Veh, habe Hildebrand eine «unheimlich positive Ausstrahlung»gehabt. Das hatte auch Wirkung auf die Mannschaft, die nun die Handan der Meisterschale und am DFB-Pokal hat. Zum Abschied wollteHildebrand immer einen Titel: «Zwei - das wäre Wahnsinn.»