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Verletzte Verletzte: Deislers Körper streikt erneut

Von Klaus Bergmann und Olaf Günzel 09.09.2003, 15:08

Dortmund/dpa. - Einige Stundenspäter stand fest: Es ist nur ein Muskelfaserriss im Oberschenkel.

«Das ist schade, aber das ist noch fast zu harmlos ausgedrückt.Das ärgert uns alle: Sebastian, mich und Bayern München», erklärteVöller am Dienstag, als Deisler bereits nach Hause geflogen war. AmAbend zuvor hatte der Teamchef dem Sorgenkind auf dessen Zimmer imDFB-Quartier Mut zugesprochen. «Er war sehr geknickt. Aber es istpassiert. Er darf sich jetzt nicht einreden, dass diese Verletzungirgendwelche Folge hat. Dafür ist sie nicht schlimm genug.»

Die Bayern reagierten zunächst ebenfalls bedrückt: Als FranzBeckenbauer am Montagabend in Hamburg bei einer Veranstaltung vonDeislers neuerlichem Pech erfuhr, meinte er spontan: «Das gibt's dochnicht.» Durch die Verletzung sieht Bayern-Trainer Ottmar Hitzfeldseinen Hoffnungsträger zwar «in der Entwicklung gebremst», aber nichtweit zurück geworfen: «Ich glaube nicht, dass es ein psychologischerRückschlag ist. Es ist ja keine schwerwiegende Verletzung.»

Ein Muskelfaserriss ist tatsächlich eine Bagatellverletzung, aberim Fall Deisler kann auch eine solche Blessur folgenschwerer sein.Der Körper hat wieder gestreikt, als der 23-Jährige mit seinemKurzeinsatz beim 0:0 in Island vermeintlich einen weiteren Schrittzurück in die Normalität eines Fußball-Profis hinter sich gebrachthatte. «Ich fühle mich sehr gut. Ich bin noch nicht in Top-Form, aberes wird immer besser», hatte sich der 23-Jährige noch am Samstag inReykjavik nach seinem ersten Länderspiel seit 16 Monaten gefreut. Fürdas Spiel gegen Schottland war er einer der wenigen Hoffnungsträgerim deutschen Team. «Das Training von ihm war bis zu der Verletzungexzellent», meinte Bundestrainer Michael Skibbe.

Bei Völler hatte vor, während und nach dem Island-Match trotzdemimmer die Angst mitgespielt, Deisler vielleicht zu viel zuzumuten.«Mir war das Risiko einen Tick zu groß, Deisler in Island von Anfangan zu bringen», verriet der Teamchef. Diese Zweifel quälten ihn bisMontagabend, um 18.15 Uhr, auch für die Partie gegen die Schotten.

Deisler wird der Muskelfaserriss wieder um Wochen zurück werfen -körperlich und vermutlich auch mental. Nun wird sich zeigen müssen,ob seine neue Lebenseinstellung der großen Gelassenheit («Morgen istauch noch ein Tag»), die Deisler während des Beisammenseins mit derNationalelf zur Schau stellte, ihm auch über den neuen persönlichenRückschlag hinweg hilft. Völler hofft, dass der Münchner schon beimletzten EM-Qualifikationsspiel am 11. Oktober in Hamburg gegen Islandwieder dabei sein wird.

Auch den FC Bayern trifft der Deisler-Schock hart. Ausgerechneteine Woche vor dem Champions-League-Start gegen Celtic Glasgow fälltnach Jens Jeremies, der mit einer Knieverletzung mindestens zweiWochen pausieren muss, ein weiterer wichtiger Spieler aus. «Das istsehr bitter für uns», sagte Hitzfeld. Im Gegensatz zu Rudi Völlerstehen dem 54-Jährigen im Münchner Luxuskader jedoch hochkarätigeAlternativen zur Verfügung.