Verbraucher Verbraucher: Der Browser weiß Bescheid

Kiel/Hamburg/dpa. - Mit bestimmten Einstellungen lässt sich die Privatsphäreeinigermaßen wahren, allerdings leidet dann mitunter der Surfkomfort.
Es ist verblüffend, wie gut Onlineshops die Neigungen von Käufernerkennen und auf dieser Basis Produkte vorschlagen. Doch selbst ohneeine Registrierung bei Online-Angeboten wird an Dritte einiges überdie PC-Ausstattung und die Herkunft des Nutzers «ausgeplaudert». Daszeigt ein Selbsttest unter www.anonym-surfen.com/anonym-surfen/test.Darüber hinaus versuchen «Tracking-Dienste» wie Google Analytics, dasNutzerverhalten zu verfolgen und zu analysieren.
Wie gut das gelingt, wird auch von den Einstellungen des Browsersbeeinflusst. «In der Grundeinstellung geben Browser sehr viele Infospreis», sagt Christian Krause, Experte für den Selbstdatenschutz beimUnabhängigen Landeszentrum für Datenschutz (ULD) Schleswig-Holsteinin Kiel. Das sei nicht von vornherein problematisch, da die Infosnicht personenbezogen sind. «Allerdings können sie, sofernkombiniert, zum Erstellen eines persönlichen Nutzerprofils dienen.»
So überträgt eine Browserstring genannte Browser-Kennzeichnung andie angesteuerte Webseite, welches Betriebssystem in welcher Spracheund welche Bildschirmauflösung man verwendet. Das sind nützlicheInfos, da sie zu einer besseren Darstellung verhelfen.
Da sind andere Funktionen bedenklicher. Doch bevor Anwender sieausschalten, sollten sie bedenken: «Die Browserfunktionen sind ausguten Gründen entwickelt worden. Wer sie abschaltet, senkt mituntermassiv Surfkomfort und -geschwindigkeit», erklärt Michael Knott vomOnlinemagazin netzwelt.de in Hamburg.
Dass die Funktion «Referrer» der aktuellen Webseite mitteilt, aufwelcher man zuvor war, ist vorteilhaft, wenn etwa mehrseitigeFormulare ausgefüllt werden. Allerdings hilft das auch neugierigenZeitgenossen. Wer das nicht will, umgeht den Referrer: Bei Operaunter «Extras/Einstellungen/Erweitert/Netzwerk». Firefox-Nutzern sinddie Erweiterungen «No-Referer» oder «RefControl» behilflich. DerInternet Explorer (IE) sieht eine Deaktivierung nicht vor.
Segen und Fluch zugleich sind Cookies: auf dem Rechner des Nutzersgespeicherte Dateien, die festhalten, welche Seiteneinstellungen manbevorzugt. Bei jedem weiteren Besuch wird der Rechner wieder erkannt.Das erleichtert etwa das Surfen in regelmäßig genutzten Foren.Andererseits eignen Cookies sich vortrefflich dazu, Puzzleteile fürein Nutzerprofil zu liefern.
Die Browseroptionen lassen es zu, das Speichern unterschiedlicherCookies zu verbieten. Als besonders problematisch gelten sogenannteDrittanbieter-Cookies. Sie werden etwa von Werbeanbietern über Bannerauf der angesurften Seite gesetzt. Nur diese Cookies zu blockieren,reicht aber nicht. «Neuere Programmiertechniken verwischen dieGrenzen von Drittanbieter- und anderen Cookies», erläutert ChristianKrause. Daher sollten Cookies nur für die Dauer der Sitzung erlaubtund deren dauerhafte Speicherung generell blockiert werden, rät er.
Vorbeugen ist besser. Denn laut Krause werden nicht alle Cookiesvon Löschprogrammen berücksichtigt, da sie woanders auf der Platteliegen. Das gilt etwa für «Flash-Cookies», die das Bedienen vonVideoclip-Portalen erleichtern. Die Cookie-Verwaltung des IE befindetsich unter «Extras/Internetoptionen/Datenschutz/Erweitert», jene vonFirefox 3 unter «Extras/Einstellungen/Datenschutz» und die von Operaunter «Extras/Einstellungen/Erweitert/Cookies».
Auch in JavaScript verfasste Webseitenelemente lassen sich zurDatenspionage durch Tracking-Dienste verwenden. JavaScript-Funktionenim Browser komplett auszuschalten, ist aber keine gute Idee fürNutzer von Web-2.0-Angeboten. «Die interaktiven Mitmachdienste sinddarauf angewiesen.» Krause rät daher zum separaten Ausschalten undZulassen. Firefox-Nutzer können dazu die Erweiterungen «NoScript» und«AdBlock Plus» verwenden. Für Opera gibt es Filterlisten zumBlockieren. Beim IE lässt sich eine gezielte Blockade nicht vornehmen.
Wer diese Punkte beachtet, ist ganz gut geschützt, aber immer nochpersönlich identifizierbar, sagt Michael Knott. Wer das verhindernmöchte, müsse auch die IP-Adresse - ein digitaler Fingerabdruck, derbeim Surfen übertragen wird - tarnen. Dafür gibt es Dienste wiewww.anonymouse.org oder Software wie «JAP» (anon.inf.tu-dresden.de).
Sie leiten die IP-Adressen über verschiedene Internet-Computer so,dass der Betreiber der angesurften Seite den Nutzer nicht zuordnenkann, erklärt Knott. Der Nachteil: Das Surftempo sinkt dabei mitunterrapide. Komplett anonym ist man dadurch nicht, unter Umständen könnenStrafverfolgungsbehörden die Nutzer dennoch aufdecken.
«Seit IP-Adressen langfristig gespeichert werden, ist es durchauslegitim, sich zu anonymisieren», sagt Krause. Das Recht auf diesogenannte informationelle Selbstbestimmung sei eine Frage desPrinzips. Und ob Datenpools über Nutzer eines Tages vonTracking-Diensten nicht doch personenbezogen kombiniert undausgewertet werden, sei nicht auszuschließen.