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USA USA: Neue Profifußball-Liga für Frauen

Von Rainer Hennies und Ulli Brünger 21.12.2012, 16:28
Ein Spielball liegt zum Eckstoß bereit. (FOTO: DPA)
Ein Spielball liegt zum Eckstoß bereit. (FOTO: DPA) dpa

Chicago/dpa. - Aller guten Dinge sind drei. Jedenfalls, wenn es nach dem US Soccer-Verband (USSF) geht. Denn die USA starten im nächsten Frühjahr den bereits dritten Versuch, Profi-Frauenfußball im Land der unbegrenzten Möglichkeiten zu etablieren. Nach den Pleiten der WUSA (2001-2003) und WPS (2009-2011) heißt die aus acht Clubs bestehende neue Liga nun National Womens Soccer League (NWSL). Das wurde beim letzten Länderspiel des Jahres, dem 4:1 (2:1) der USA gegen China in Boca Raton endgültig entschieden und verkündet.

US-Soccer-Präsident Sunil Gulati hat die NWSL zur Chefsache erklärt. Er will Nachhaltigkeit und finanzielle Solidität durch realistische Business-Pläne garantieren. Der erste Anstoß der NWSL soll im März oder April 2013 erfolgen. Boston Breakers, Chicago Red Stars, Sky Blue New Jersey und Western New York Flash aus Rochester sind alte Bekannte. Dazu kommen FC Kansas City, Portland Thorns, Washington Spirit sowie ein Team aus Seattle. „Bis Weihnachten steht der Name. Auf jeden Fall wollen wir das beste Team der Welt werden“, erklärte Seattle-Investor Bill Predmore vollmundig.

22 Spieltage sind vorgesehen, weitere Details zu Aufbau und Ablauf der Liga sind noch unbekannt. Aber: Ein nationaler Sponsor ist laut Gulati gefunden, TV-Übertragungen seien gewährleistet. Da Adidas die MLS der Männer ausrüstet, geht die Frauenliga an den Konkurrenten Nike. Geschäftsführerin der NWSL ist Cheryl Bailey, von 2007 bis 2011 Generalmanagerin des amerikanischen Frauen-Nationalteams. „Weil die Liga von Grund auf neu wird, gibt es derzeit noch viele Baustellen“, räumte Bailey ein. „Neben der Unterstützung des Verbandes setzen wir auf engagierte Besitzer und Investoren, um den Prozess zu lenken und die Liga zu einer Marke aufzubauen.“

Einer der großen Investoren ist Henry Merritt Paulson III. Der Eigentümer des MLS-Teams Portland Timbers besitzt in den Trail Blazers noch eine zweite MLS-Mannschaft. Nun will er neben den schon existierenden Timber-Frauen auch die Thorn-Frauen installieren. Außerdem unterhält der Harvard-Businessabsolvent, dessen Vater Staatssekretär im US-Finanzministerium und Chef bei Goldman Sachs war, noch die Baseball-Profis der Portland Beavers. „Wir können uns auf eine spannende Zeit freuen, in der ein hochkarätiger prominenter Kader für die Gründungssaison entsteht“, verspricht Paulson.

Um die NWSL-Teams finanziell zu entlasten, wird der US Soccer-Verband die Gehälter von 24 Nationalspielerinnen übernehmen. Gulati handelte ähnliche Vereinbarungen mit den Verbänden aus Mexiko und Kanada aus, wo die Frauen-WM 2015 stattfindet. Kanada will 16 Spielerinnen finanzieren, Mexiko zwölf. Die grundsätzlich positive Idee bringt aber auch Kritik ein. Kanadas Topteam Vancouver Whitecaps rechnet mit massiven Verlusten und hat deshalb seine Frauen bereits aus der regionalen W-League zurückgezogen.

Auch die Seattle Sounders aus der halbprofessionellen W-League grummeln, nachdem sie wegen der WPS-Pleite in diesem Jahr große Stars wie Nationalkeeperin Hope Solo, Alex Morgan, Megan Rapinoe und Sydney Leroux unter Vertrag nehmen konnten. Die werden nun wieder Profis und wandern ab. Und nicht nur die. In Schweden hat sich Christen Press bereits vom Pokalsieger aus Göteborg verabschiedet.

Auch in der Bundesliga hinterlässt die neue US-Liga schon Spuren: Die Amerikanerin Alexandra Krieger hat ihren bis Sommer 2013 gültigen Vertrag beim 1. FFC Frankfurt aufgelöst. Wie der FFC mitteilte, will Krieger auch außerhalb der FIFA-Abstellungsperioden an den im Januar startenden Trainingscamps der Nationalelf teilnehmen. Da der Soccer-Verband mit den Nationalspielerinnen eigene Verträge abschließe, seien Vereinsaktivitäten außerhalb der USA nicht realisierbar. Die 28-Jährige spielte seit 2007 in Frankfurt.

Auch den Münchner US-Girls Niki Cross und Bundesliga-Toptorjägerin Sarah Hagen werden schon Abschiedsgedanken unterstellt, auch wenn Cross per Twitter dementierte. Kein Wunder, dass Turbine Potsdam nach der Vertragsauflösung mit Keelin Winters nach nur sechs Monaten nun auch um US-Torhüterin Alyssa Naeher und Verteidigerin Alex Singer bangt. Gleiches gilt beim FCR Duisburg bezüglich Ashlyn Harris.

Dass Gulati so aufs Tempo drückt, hängt mit der WM 2015 zusammen. „Weniger Hype und mehr professionelle Auftritte. Dann kommt der wahre Hype von ganz allein“, meint Gulati. Er glaubt an den nachhaltigen Erfolg des Projekts: „Wir werden die besten Nationalspielerinnen in unseren Ligateams sehen und damit das Niveau der Nationalmannschaft stützen, die eine Liga als Basis benötigen.“