Unorte des Sterbens Unorte des Sterbens: Polizeiaktion kommt gut an
Hettstedt/MZ. - Betroffene Gesichter am Mittwoch Vormittag bei vielen Kraftfahrern auf dem Parkplatz "Drei Eichen" an der Bundesstraße 242: Die Polizisten des Hettstedter Reviers hatten dort in Zusammenarbeit mit der Direktion in Merseburg die Aktion "Straßenkreuze - Unorte des Sterbens" gestartet. Bilder von schweren Verkehrsunfällen sowie Kreuzen am Straßenrand, die an Unfalltote erinnern, waren auf dem Parkplatz ausgestellt. Was sind die Hauptursachen für schwere Unfälle, was kann getan werden, um die Sicherheit auf den Straßen zu erhöhen? Darüber diskutierten die Beamten mit den Kraftfahrern. "Das berührt mich schon, wenn ich mir diese Fotos ansehe", sagt Anja Lucas (28) aus Halle, die oft auf der Klausstraße unterwegs ist. Gerade junge Autofahrer würden in diesem Bereich vielfach das Gaspedal extrem strapaziert.
"Ich kenne jemanden, der bei einem Unfall ums Leben gekommen ist. Das macht schon sehr betroffen." Auch Klaus-Dieter Kerns schaute sich die Fotos an. Der 59-Jährige ist Mitglied der Freiwilligen Feuerwehr Mansfeld. Oft war er mit vor Ort, um Unfallopfer aus ihrem Fahrzeug zu bergen. "Das geht nicht spurlos an einem vorbei, wird niemals zur Routine, gerade wenn junge Menschen betroffen sind, die ihr Leben ja eigentlich noch vor sich haben." Polizeiobermeister Frank Willer beschreibt seine Gefühle, die ihn bewegen, wenn er zu einem schweren Unfall gerufen wird: "Auch Polizeibeamte sind Menschen und haben Emotionen. Da kann es schon sein, dass die Augen feucht werden." Das schlimmste sei, den Angehörigen die Todesnachricht zu überbringen. 239 Unfälle registrierte die Polizei seit 1998 auf der B 242 zwischen dem Ortsausgang Mansfeld und der Kreisgrenze Königerode. Elf Menschen sind dabei ums Leben gekommen. "Die gut ausgebaute Straße verführt offensichtlich viele Autofahrer regelrecht zum Rasen", glaubt Andreas Zobel (25) aus Großörner. Besonders Motorradfahrer legten auch auf der Klausstraße eine riskante Fahrweise an den Tag.
"Da wird trotz Gegenverkehr überholt, dass einem Angst werden kann." Auch Alkohol spielt seiner Meinung nach eine große Rolle bei den Ursachen für Unfälle. Wenn er mit seinen Freunden zur Disko fährt gilt: Für den Fahrer ist Alkohol tabu. Viele würden sich aber dennoch "angefüttert" hinters Steuer setzen. Zobel würde begrüßen, wenn die Polizei in der Nähe von Diskotheken mehr kontrollieren würde: "Ich denke, Alkoholkontrollen schrecken ab." Insgesamt zeigt sich Klaus Pichl, der Leiter des Polizeireviers, mit der gestrigen Aktion zufrieden. Immerhin 216 Autos hielten an, die Insassen schauten sich die Fotos an, haben mit den Beamten gesprochen oder sich mit Infomaterial versorgt. In wie weit die Aktion Einfluss auf das Fahrverhalten hat, sei freilich schwer messbar, sagt Pichl. Auf jeden Fall, sei es ein Baustein gewesen, der dazu beitragen soll, die Verkehrssicherheit zu erhöhen. Kommentar