Turnen Turnen: Zeichen setzen für Athen
Ljubljana/dpa. - Vom Ruhm eines Andreas Wecker oder Eberhard Gienger können die deutschen Turner derzeit nur träumen. Dennoch hat Cheftrainer Andreas Hirsch hohe Ziele vorgegeben, um seine Schützlinge zu motivieren:
«Wer bei Olympia ins Finale will, der muss bei der Europameisterschaft um eine Medaille kämpfen.» Ein schwere Bürde für sein Quintett bei den 26. kontinentalen Titelkämpfen in Ljubljana, die mit dem Team-Wettbewerb starten.
Der Mannschaft gilt die volle Konzentration. «Platz fünf sollte es schon sein», gibt Rainer Brechtken, der Präsident des Deutschen Turner-Bundes (DTB), vor. Das wäre exakt jene Platzierung, die die Deutschen vor zwei Jahren im griechischen Patras erkämpften. Spätestens seit dem dürftigen 12. Platz bei der WM in Anaheim/USA, mit dem gerade mal so das Olympia-Ticket erkämpft wurde, ist man bescheiden geworden. Noch vor sechs Jahren waren die Deutschen die Nummer drei in Europa.
«Wir hatten in den zurückliegenden Wochen einige hoffnungsvolle Wettkämpfe. Wenn die Jungs die Leistungen abrufen, zu denen sie fähig sind, dann kommt auch ein Top-Ergebnis heraus», hofft Hirsch, der die Riege seit November 2002 betreut. Doch verweist er zugleich auf die Riesen-Konkurrenz aus 37 Nationen: Im Olympia-Jahr haben alle die letzten Trumpfkarten gezogen. So wagen selbst der Ringe-Olympiasieger von 1996 und fünfmalige Weltmeister Juri Chechi (Italien) und der Mehrkampf-Weltmeister von 1997, Iwan Iwankow aus Weißrussland, noch einmal ein Comeback.
Für Deutschland wird Thomas Andergassen als einziger alle sechs Geräte in Angriff nehmen und will ins Mehrkampf-Finale einziehen. Ziel des Stuttgarters in der Tivoli-Halle, in der die deutschen Handballer vor wenigen Wochen Europameister wurden, ist es, besser zu sein als der Chemnitzer Sven Kwiatkowski, der vor zwei Jahren Platz 12 belegte. An allen Geräten werden drei der fünf Turner eines Verbandes aufgeboten, Streichwerte gibt es nicht, so dass jeder Patzer viel Boden kosten kann. «Wichtig ist, dass keiner nervös wird. Selbst nach einem Fehler muss ordentlich weiter geturnt werden, sonst ist für die Mannschaft nichts zu holen», weiß Hirsch.
Dass der Präsident seiner Riege auch «die eine oder andere Fialteilnahme» zutraut, freut den Trainer. Doch ein Überflieger wie Olympiasieger Andreas Wecker ist momentan nicht in Sicht. «Wir haben vielleicht vier Final-Chancen. Wenn 50 Prozent davon realisiert würden, wäre ich zufrieden», sagt der Berliner. Vor zwei Jahren in Patras hatte nur der Chemnitzer Tom Neubert den Sprung ins Reck-Finale geschafft. Diesmal könnte vielleicht sogar 19-jährige EM- Neuling Matthias Fahrig aus Halle/Saale das «große Ding» schaffen, Hirsch traut ihm jedenfalls auf Anhieb den Satz ins Sprung-Finale zu.