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Turnen Turnen: Deutsche Trainer vor Olympia zerstritten

Von Frank Thomas 03.05.2004, 15:12
Ein Turner präpariert seine Hände vor seiner Übung mit Kreide. (Foto: dpa)
Ein Turner präpariert seine Hände vor seiner Übung mit Kreide. (Foto: dpa) dpa

Amsterdam/dpa. - Trotz des Achtungserfolgs mit der ersten Final-Teilnahme seit 14 Jahren ist die Atmosphäre im deutschen Trainer-Teambei den Turn-Europameisterschaften in Amsterdam nach wie vor frostig.«Das kann doch nicht wahr sein, dass sich eine Cheftrainerin nichtfreut, wenn endlich mal wieder eine Turnerin in einen Endkampfeinzieht», beklagte sich der frühere Auswahlcoach Dieter Koch ausBergisch-Gladbach. Er betreut die 18-jährige Yvonne Musik, die mitPlatz acht beim Sprung die lange Kette der Erfolglosigkeit imdeutschen Frauen-Turnen durchbrach. Nicht einmal gratuliert habeCheftrainerin Petra Nissinen der Turnerin.

Hintergrund der Streitigkeiten ist der erbitterte Kampf um diezwei Olympia-Startplätze, um die sich jene vier Turnerinnen bewerben,die die Nominierungskriterien des NOK erfüllt haben. Da Heike Gunne(Niedergirmes) chancenlos erscheint, dürfte es bei der Qualifikationam 22. Mai in Bad Nauheim und bei den deutschen Meisterschaften inChemnitz (4. bis 6. Juni) ein Gerangel zwischen den Bergisch-Gladbacherinnen Musik und Birgit Schweigert sowie der Kölnerin LisaBrüggemann geben - eine bleibt dabei auf der Strecke.

Insofern war die Entscheidung der Cheftrainerin, für die EM inShanna Poljakowa und Peter Brüggemann zwei Kölner Trainer zunominieren, brisant. Die Coaches aus dem 35 Kilometer entferntenBergisch-Gladbach waren vor den Kopf gestoßen und fandenRückendeckung beim DTB-Präsidenten Rainer Brechtken, der Ulla Kochaus Bergisch-Gladbach und Poljakowa als EM-Trainerinnen nominierte.«Ich habe kein Problem mit den Trainern, sondern mit der DTB-Führung», beschwerte sich Petra Nissinen. «Ich werte das alsBeschneidung der Kompetenzen der Cheftrainerin, es gibt momentankeine Vertrauensbasis. Ich wünsche mir schnellstmöglich eineAussprache», sagte sie und schloss einen Rücktritt nicht aus.

Zumindest in diesem Punkt dürfte sie sich mit dem TrainerpaarKoch einig sein. «Wir müssen an einen Tisch, und zwar noch vor derOlympia-Qualifikation. Das ist eine fatale Situation, wenn keiner mitdem anderen spricht. So kann es nicht weitergehen», sagte Dieter Kochund erhofft sich die Moderatorenrolle durch den DTB. DessenSportdirektor Wolfgang Willam sieht die Erregung in der Betreuergildemit Gelassenheit: «Frau Nissinen hat eine Vertrag bis zum Jahresende.Ich wüsste nicht, was es da viel zu bereden gäbe. Aber ich bin zujeder Zeit zu einer Unterredung bereit.»

«Ich verfolge das jetzt schon seit 13 Jahren, aber so schlimm wardie Situation noch nie», beklagte Theodora Schweigert, die Mutter vonBirgit Schweigert, die die EM wegen Prüfungs-Verpflichtungen an ihrerLondoner Universität schweren Herzens absagen musste. Heftig wehrtsich Theodora Schweigert dagegen, dass ihre Tochter für dieangespannte Situation auf Grund ihres Wechsels von Köln nachBergisch-Gladbach zu Saisonbeginn verantwortlich gemacht wird.«Birgit hat sich nie abfällig über die Kölner geäußert und immerversucht, mit allen gut auszukommen. Es ist schäbig, sie jetzt alsSchuldige hinzustellen», meinte die Mutter.