1. MZ.de
  2. >
  3. Varia
  4. >
  5. Turmspringen: Turmspringen: Tobias Schellenberg ist sozial engagiert

Turmspringen Turmspringen: Tobias Schellenberg ist sozial engagiert

Von Manuel Schwarz 22.07.2008, 16:49

Berlin/dpa. - Aber die Vorfreude auf die Wettbewerbe in China und die «MissionMedaille» ist etwas getrübt: Zum einen zwickt der Halswirbel, dieOlympia-Vorbereitung verlief alles andere als optimal. Andererseitsmuss der Wasserspringer für einen Monat ein Projekt ruhen lassen, dasihm ebenso am Herzen liegt wie der Kampf um Gold. Ein Projekt, beidem zehn Kinder sehnsüchtig auf seine Rückkehr warten.

Schellenberg betreut einmal pro Woche sogenannte «Schattenkinder»,Kinder, deren Geschwister schwer krank oder gestorben sind, geht mitihnen ins Schwimmbad und übt Sprünge von Brett und Turm. «Das Spielenund Trainieren mit den Kleinen ist einfach klasse», sagt der 29-Jährige in Berlin, «es gibt kaum ein größeres Glücksgefühl als einKind, das sich überwindet und vom Drei- oder Fünf-Meter-Brettspringt. Manche gehen sogar ganz nach oben auf den Zehner.» Wenn ervon seinen Schützlingen erzählt, leuchten Schellenbergs Augen.

«Bei so einem schweren Schicksalsschlag für die Familie werden diegesunden Kinder oft vernachlässigt, fallen hinten runter», erzähltder Athlet, selbst Vater eines kleinen Jungen. Zusammen mit derBjörn-Schulz-Stiftung aus Berlin hofft der gebürtige Leipziger, dieseKinder im Schwimmbecken «ein wenig aufzufangen» und sie von ihremschweren Schicksal abzulenken. «Die Kinder können es meist kaumerwarten, dass es los geht und sind danach immer traurig, wenn dasSpringen und Planschen nach anderthalb Stunden wieder vorbei ist.»

Auch der Leistungssportler sehnte in den letzten Wochen den Tagherbei, an dem er endlich wieder auf das Sprungbrett und ins Wasserdarf. Eine hartnäckige Verrenkung im Halswirbelbereich zwang ihn nachdem Weltcup in Rostock Anfang Juni zu einer rund sechswöchigenTrainingspause. «Wie wenn einem jemand ein Messer hineinstößt»,beschreibt Schellenberg den Schmerz, den er in dieser Zeit in deroberen Wirbelsäule verspürte und der nur Reha und Massage zuließ.

«Mittlerweile geht es aber und ich kann wieder trainieren - undauch die Vorfreude auf Olympia ist wieder da.» Lange war dieTeilnahme an den Spielen in Peking ungewiss. In solchen Momentenkomme man ins Grübeln. «Die Angst, nach vier Jahren Vorbereitung sokurz vor dem Ziel auszufallen, war sehr groß», sagt Schellenberg.

Vor vier Jahren hat der Berliner zusammen mit seinem PartnerAndreas Wels in Athen olympisches Silber im Synchronspringen vomDreimeterbrett gewonnen. Eine Medaille ist auch in Peking das Ziel.«Dabei sein ist alles gilt für mich nicht mehr, das hatte ich jaschon 2004», sagt Schellenberg. Planen könne man im Springen denErfolg aber nicht, «da kommen so viele Faktoren zusammen und am Endeentscheidet sowieso die Tagesform». Trotzdem: Noch einmal olympischesEdelmetall und dann die Karriere ausklingen lassen - das ist dieVorstellung des Sportlers vom Berliner TSC. «Dies sind definitivmeine letzten Olympischen Spiele. Ob ich danach noch ein Jahrdranhänge, werde ich erst nach Peking entscheiden.»

Von der Zeit nach der sportlichen Karriere hat Schellenberg schoneine Vorstellung. Der Familie will er mehr Zeit widmen - und für die«Schattenkinder» da sein, für die er zumindest für kurze Zeit dieSonne scheinen lässt.