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Tunesien Tunesien: Korallenküste und Kulturtempel

Von Hanns-Jochen Kaffsack 13.02.2007, 14:03
Tabarka war einmal ein verschlafenes Fischernest - die aufstrebende Hafenstadt ist nahe der Grenze zu Algerien an einem Golf gelegen. (Foto: dpa)
Tabarka war einmal ein verschlafenes Fischernest - die aufstrebende Hafenstadt ist nahe der Grenze zu Algerien an einem Golf gelegen. (Foto: dpa) FVA Tunesien

Tabarka/dpa. - Aber das Land hat doch mehr zubieten als kostengünstiges Badevergnügen mit Ritt auf einem Dromedarunter Palmen. Im weniger bekannten Nordwesten wechseln sich an derKorallenküste felsige Partien und Dünen ab, das Landesinnere ist vonhügeliger Anmut, und bedeutende Ruinen aus der Römerzeit sind zubestaunen. Von Tunis aus ist es ein Leichtes, diese soabwechslungsreiche Gegend für sich zu entdecken.

Raf-Raf ist der richtige Ort für eine etwas gemächlicheEinstimmung: In dem sympathischen andalusischen Hafennest auf dem Wegvon Tunis nach Bizerte kann jeder die Seele und die Beine baumelnlassen, auf einer Terrasse in Ufernähe einen Tee trinken und denFischern bei der Arbeit zuschauen. Die Häuser des Fleckens sind ander Bucht aufgereiht wie auf einer Perlenschnur, ein bizarrer kleinerFelsen mit dem Namen Pilau ragt aus dem Wasser. Der Strand ist nichtgerade breit, aber Baden ist hier vielleicht auch nicht angesagt.Stattdessen könnte auf den Tee im Strandcafé ein Gläschen von demMuskatwein aus den Trauben der Region folgen.

Bizerte, das ist zunächst einmal der alte Hafen mit den teilsgrell angemalten Fischerbooten, der Medina und der Kasbah, demspanischen Fort und dem andalusischen Viertel. Bizerte ist zwar dienördlichste Stadt des Landes, etwa 70 Kilometer nördlich von Tunis,und als Sommerresidenz beliebt. Dennoch bleibt der beschaulicheAkzent beim Hafenbummel nicht aus. Die Strandhotels für das reineBadevergnügen liegen an der Corniche einige Kilometer entfernt. Wernicht noch die große Moschee von 1652 mit ihrem achteckigen Minarettim ottomanischen Stil bewundern oder auf der Befestigungsanlageherumkraxeln will, startet jetzt durch - 300 Kilometer Korallenküsteliegen vor ihm.

Cap Serrat: Rote Korallen sind schön und gut, aber es gibt siekaum noch, auch wenn sie diesem Landstrich einst ihren Namen gaben.Im Schutz des Kroumirie-Gebirges mit seinen Korkeichenwäldern ziehtsich die großteils steil-felsige Küste gen Westen. Doch Tunesien wärenicht Tunesien, wenn nicht auch in dieser Ecke Traumstrände zum Badeneinladen würden. So am abgelegenen Cap Serrat mit seinem Leuchtturm,einem wunderbaren und fast einsamen Strand vor einem Sumpfgebiet. Esist Zeit für einen Plausch mit den Fischern, die für das kleineRestaurant in Strandnähe auf Fang gehen. Gern legt man nach dem Mahleinige Euro mehr hin, genießt noch einen Café - und denkt an Siesta.

Tabarka - das ist eine aufstrebende Hafenstadt, früher einmal einverschlafenes Fischernest. Unweit der Grenze zu Algerien an einemGolf gelegen, in diesem grünen Teil Tunesiens umrahmt von Bergen mitEukalyptus, Mimosen und Pinien, spielt Tabarka jetzt dentouristischen Joker aus. Im Schatten der mächtigen Genueser Festunggegenüber den «Aiguilles» - bizarren, von der Natur geschaffenenNadelfelsen - muss doch eine herausragende Urlauberdestination ausdem Boden gestampft werden können.

Flughafen und Golfplätze, Luxushotels und ein Yachthafenentstanden. Das gemütliche Leben geht derweil in Cafés wie dem«Andalou» rund um die auch hier nach dem Staatsgründer HabibBourguiba benannte Hauptstraße weiter. Wer es vorzieht, in den Dünenzu liegen oder in herrlichstes Mittelmeer einzutauchen, der fährtbesser an den Strand Chott-Zouara.

Bulla Regia, die Unterirdische: Der südliche Weg ins Landesinnereführt über Aïn-Draham zu der bemerkenswerten Ruinenstadt, bekannt fürdie römischen Souterrain-Villen mit einzigartigen Mosaiken. Die sichvon Tabarka nach Bulla Regia schlängelnde Straße durch Kiefern- undEichenwälder gilt als eine der schönsten Tunesiens. Auf den erstenBlick imponiert in Bulla Regia mehr, wie geschickt die Römer ihreStadt in die Landschaft eingebettet haben. Erst wenn man sich einenklugen Führer nimmt und sich das unterirdische «Haus der Jagd» oderdas «Haus der Amphitrite» erklären lässt, wird die Bedeutung dieserStadt unter der Stadt klar, mit der die reichen Römer Schutz vorHundstagen suchten.

Dougga ist der kulturelle Höhepunkt der Rundreise durch denNordwesten, der dann den Bogen für die Fahrt zurück zur Hauptstadteinleitet. Die vor einem Jahrzehnt von der Unesco zum Weltkulturerbeernannten Ruinen von Dougga bei Teboursouk gelten als die am bestenerhaltenen Überreste aus römischer Zeit in Nordafrika. Es sind mehrals «Überreste»: Vom beeindruckenden Kapitol aus dem Jahr 166 nachChristus bis zu den ein Jahrhundert später gebauten Lyciniusthermenund dem weiten Theaterrund mit schönem Panorama reichen die antikenAttraktionen an einem hoch gelegenen Südhang.

Einen besseren Schlusspunkt als mit diesem archäologischen Kleinodkann ein Ausflug in das grüne und weniger bekannte Tunesien kaumsetzen. Noch ein Stück weit von der Sahara entfernt ist diese Regionein hügeliger Garten. Erstaunliches hallt nach, während die Reisezurück Richtung Tunis geht. Der Blick auf die vielen Nester, dieStörche in dem Berber-Dorf Sejnane zwischen Bizerte und Tabarkaselbst auf dem Bahnhofsdach gebaut haben. Oder auch, dass es in demKroumirie-Gebirge im Winter durchaus schneien kann.

INFO-KASTEN: Nordwest-Tunesien

ANREISE UND FORMALITÄTEN: Tunis Air fliegt von Berlin, Düsseldorf,Hamburg, Frankfurt/Main und München in ihre Heimat. Lufthansa fliegtvon Frankfurt nach Tunis. Anders als Pauschalurlauber brauchenIndividualtouristen einen Reisepass.

KLIMA UND REISEZEIT: Die mediterrane Vegetation gerade imtunesischen Nordwesten legt vor allem das warme Frühjahr oder denHerbst als Reisezeit nahe. Im Winter sollte im Norden zur Sicherheitein leichter Pullover im Gepäck sein.

INFORMATIONEN: Fremdenverkehrsamt Tunesien, Goetheplatz 5, 60313Frankfurt (Tel.: 069/133 83 50, Internet: www.tunesien.info, E-Mail:[email protected]).

Typisch für Bizerte ist der alte Hafen mit den teils bunt angemalten Fischerbooten - die nördlichste Stadt des Landes ist bei Tunesiern als Sommerresidenz beliebt. (Foto: dpa)
Typisch für Bizerte ist der alte Hafen mit den teils bunt angemalten Fischerbooten - die nördlichste Stadt des Landes ist bei Tunesiern als Sommerresidenz beliebt. (Foto: dpa)
Hanns-Jochen Kaffsack
Der kulturelle Höhepunkt der Rundreise durch den Nordwesten - die Ruinen von Dougga bei Teboursouk gelten als die am besten erhaltenen Überreste Nordafrikas aus römischer Zeit. (Foto: dpa)
Der kulturelle Höhepunkt der Rundreise durch den Nordwesten - die Ruinen von Dougga bei Teboursouk gelten als die am besten erhaltenen Überreste Nordafrikas aus römischer Zeit. (Foto: dpa)
FVA Tunesien