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Tschentscher sieht bei Corona-Zahlen Plateau erreicht

13.11.2020, 16:25
Peter Tschentscher (SPD), Erster Bürgermeister in Hamburg. Foto: Christian Charisius/dpa
Peter Tschentscher (SPD), Erster Bürgermeister in Hamburg. Foto: Christian Charisius/dpa dpa

Hamburg - Hamburgs Bürgermeister Peter Tschentscher (SPD) erwartet nicht, dass die Corona-Infektionszahlen in naher Zukunft weiter deutlich steigen. „Wir haben derzeit die begründete Hoffnung, dass wir auf einem Plateau sind (...), aber eben noch nicht auf sicherem Terrain”, sagte er am Freitag nach Beratungen mit Spitzenmedizinern und Virologen im Rathaus. Die Maßnahmen des „Wellenbrecher-Lockdowns” zeigten jedenfalls Wirkung. „Ob es sich wirklich verstetigt, wird man in den nächsten Tagen sehen.”

An dem Treffen im Rathaus nahmen unter anderem der Virologe Jonas Schmidt-Chanasit vom Hamburger Bernhard-Nocht-Institut, die UKE-Mediziner Marylyn Addo, Stefan Kluge und Martin Scherer sowie der Präsident der Ärztekammer Hamburg, Pedram Emami, teil. Es habe eine sehr große Übereinstimmung in den meisten aktuell relevanten Fragen gegeben, berichtete Tschentscher. „Es gibt überhaupt keine Diskussion, dass (...) der Wellenbrecher-Lockdown dringend nötig war.”

Zu möglichen weiteren Einschränkungen wollte sich Tschentscher vor den Beratungen der Länderregierungschefs mit der Kanzlerin am kommenden Montag nicht äußern. Es müsse aber um die Frage gehen: „Wie können wir Maßnahmen nicht verschärfen, aber schärfen?”

„Aus Sicht der Intensivmedizin ist es nicht der Zeitpunkt, bei dem über die Lockerungen weiterer Maßnahmen nachgedacht werden kann”, sagte Kluge. Demnach werden zurzeit insgesamt 71 Patienten mit Covid-19 in den Intensivstationen der Hansestadt behandelt. 3300 seien es deutschlandweit. „Wir können sicher sagen, dass die nächsten zwei, drei Wochen diese Zahlen weiter steigen werden”, sagte Kluge und bezog sich dabei auch auf die Zahl der Todesfälle in Verbindung mit Sars-CoV-2.

In Sachen Impfung liefen „die Vorbereitungen für einen Rollout auf Hochtouren”, sagte die Infektionsmedizinerin Marylyn Addo. Die frisch gekürte Medizinerin des Jahres hat im Oktober mit ihrem Team die ersten klinischen Studien für einen Impfstoff gegen Corona begonnen. Inzwischen hätten alle Probanden Impfdosen erhalten und gut vertragen. „Insofern läuft alles nach Plan”, sagte sie.

Der Virologe Jonas Schmidt-Chanasit sprach sich für eine Verbesserung der Corona-Teststrategie aus. „Da kann und muss noch mehr passieren”, sagte er. In der Öffnung der Schulen sieht er kein Problem, auch wenn man nicht behaupten könne, dass Schulen sichere Orte sind. „Je mehr Infektionen außerhalb auftreten, desto größer ist natürlich die Gefahr, dass diese Infektion auch in Schulen hineingetragen werden.”

Weitere Themen des Treffens waren unter anderem ein besserer Schutz von Risikogruppen. „Die soziale Isolation in Alten- und Pflegeheimen ist etwas, das wir unbedingt vermeiden müssen”, betonte Tschentscher. Hier müsse durch eine Verstärkung bestehender Maßnahmen die Sicherheit erhöht werden.

Am Montag wollen der Bürgermeister sowie die Regierungschefs der anderen Länder mit Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) über das weitere Vorgehen in der Corona-Pandemie beraten. Dabei soll auch über die seit Anfang vergangener Woche geltenden Einschränkungen diskutiert werden. Bislang war geplant, dass diese den ganzen November über aufrechterhalten bleiben. Merkel hatte bei einem erfolgreichen Verlauf Lockerungen zum Weihnachtsfest in Aussicht gestellt.

Für das Weihnachtsgeschäft „freue ich mich auf ein weihnachtliches Bild in der Innenstadt”, sagte Tschentscher. „Ich gehe aus heutiger Sicht nicht davon aus, dass wir weitere Einschränkungen für den Einzelhandel beschließen müssen.” Viel mehr Sorgen mache er sich um die Gastronomie und die Veranstaltungswirtschaft. (dpa/lno)