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Triathlon Triathlon: Ritter ist bereit für den Ritterschlag

Von PETRA SZAG 06.10.2010, 20:05

HALLE/MZ. - Vor ein paar Tagen noch saß Christian Ritter vor der Neustädter Schwimmhalle auf der Bank. Der 27-Jährige blinzelte nach einem zweistündigen Training in die Sonne und träumte von Hawaii.

Inzwischen ist er an seinem Ziel angekommen. Hier auf Big Island wird er am Sonntag 3,8 Kilometer durch den Pazifik kraulen, 180 Kilometer Straßen durch Lavafelder mit dem Rad bewältigen und den Ka'ahumanu Highway entlang einen Marathon bis hin zum Ziel Alii Drive in Kona laufen. Das Ganze bei gut 40 Grad, extrem hoher Luftfeuchte und mit den berühmt-berüchtigten Mumuku-Winden als Begleitern. Ritter sucht als Triathlet den Ritterschlag. Er will im Mekka des Ausdauerdreikampfes ein Ironman werden.

45 Stunden hat er dafür zuletzt wöchentlich trainiert. Doch eine Top-Physis ist nur das eine. Eine starke Psyche das andere. Ritter hofft beides zu haben. "Der Kopf", sagt er, "ist ein großer leistungsbewältigender Faktor." Angst, den Wettkampf nicht durchzustehen, gilt es zu verdrängen. Ritter begleitet sie noch in einer anderen Form. Beim Radtraining auf der Landstraße nahe Eckartsberga hat ihn 2008, kurz vor seinem ursprünglich geplanten Ironman-Debüt, ein Autofahrer im Drogenrausch vom Asphalt katapultiert. Das Rad war in unzählige Einzelteile zersplittert, so ziemlich alle Knochen waren geprellt. "Es hat mich unglaubliche Überwindung gekostet, später wieder aufs Rad zu steigen", sagt Ritter. Die Unglücksstelle meidet er noch immer.

Seinen Traum, den Ironman auf Hawaii, hat er sich aber nicht zerstören lassen. Auch wenn er sich schon mehrmals gefragt hat: "Was zur Hölle machst du da eigentlich?" Aber Ehrgeiz und Willenskraft des Ex-Hallensers, der in Lützen mit Freundin Susanne und dem neun Monate alten Töchterchen Emelie lebt, sind groß. Die Familie akzeptiert seine sportliche Leidenschaft. "Ohne ihre Hilfe ginge es nicht", so Ritter. Denn das Preisgeld, das er dank seiner Profilizenz verdient, fällt dennoch bescheiden aus. Im vergangenen Jahr hat Ritter "so etwa fünf-, sechstausend Euro an Prämien" bekommen. Unter anderem für seinen zweiten Platz beim Ironman-Debüt im US-Bundesstaat Wisconsin. Der hat dem Bundesliga-Athleten auch das Startrecht für Hawaii eingebracht. Hier will der Schwimmspezialist nun beim "Kampf gegen sich selbst", wie er sagt, unter den besten 30 ankommen. An eine Aufgabe, eine Niederlage, denkt er nicht. Sie entspricht nicht dem Wesen eines Ritters.