1. MZ.de
  2. >
  3. Varia
  4. >
  5. Tour de France: Tour de France: Alberto Contador gewinnt das Zeitfahren

Tour de France Tour de France: Alberto Contador gewinnt das Zeitfahren

Von Andreas Zellmer und Benjamin Haller 23.07.2009, 14:55

Annecy/dpa. - Mit gefletschten Zähnen raste Alberto Contador derZiellinie entgegen - ein Lächeln huschte ihm erst nach seinem Siegund den Verbeugungen der alten Tour-Granden über das Gesicht. Miteiner furiosen Triumphfahrt über 40,5 Kilometer rund um den Lacd'Annecy, bei der der Spanier seinem Astana-Rivalen Lance Armstrongeine bittere Lehrstunde erteilte, schockte der 26-Jährige dieKonkurrenz im Kampf gegen die Uhr und sorgte mit seinem zweitenEtappensieg endgültig für Klarheit über den Sieger der 96. Tour deFrance. «Ein Zeitfahrsieg bei der Tour ist etwas ganz Besonderes. Eswar ein großer Tag für mich», jubelte Contador am Donnerstag.

Eines ist nun spätestens klar: Der Champion von 2007 beherrschtdie Tour wie der geschlagene Armstrong einst zu seinen Glanzzeiten -in den Bergen und jetzt erstmals auch im Zeitfahren. Contador verwiesin 48:30 Minuten den Schweizer Olympiasieger Fabian Cancellara umdrei Sekunden auf den zweiten Platz. Dritter wurde der russischeRadprofi Michail Ignatiew, der 15 Sekunden auf Contador verlor.Erneut großer Verlierer war der texanische Rückkehrer Armstrong, derin seiner einstigen Paradedisziplin als 16. gedemütigt wurde und 1:30Minuten auf seinen Astana-Rivalen verlor.

An der Spitze des Gesamtklassements hat Contador, der nach Verbierseinen zweiten Etappensieg bei dieser Tour feierte, seinen Vorsprungweiter ausgebaut und thront nun vor dem Luxemburger Andy Schleck(+4:11 Rückstand) und dem neuen Gesamtdritten Armstrong (+5:25). «Ichwollte mich nur auf das Gesamtklassement konzentrieren, aber als ichdie Zwischenzeiten sah, wollte ich auch den Tagessieg und habe biszum Ziel das Maximum gegeben», meinte Contador. Der Wahl-SchweizerAndreas Klöden, der als Tagesneunter 54 Sekunden auf seinenAstana-Kapitän verlor, ist nun Gesamtfünfter (+5:38). Eigentlichhatte Armstrong einen überragenden Klöden erwartet: «Ich sehe Klödenheute fliegen», hatte er kurz vor dem Rennen via Twitterprognostiziert.

Für Armstrong selbst verlief der Nachmittag bitter, auch wenn erin der Gesamtwertung an Frank Schleck vorbeiziehen und einen Ranggutmachen konnte. Nach seinen Pleiten in den Bergen musste derTexaner nun auch im Kampf gegen die Uhr erkennen, dass er die Zeitnicht zurückdrehen kann. In seiner einstigen Domäne - der 37-Jährigegewann bislang elf Tour-Zeitfahren - reichte es nicht einmal zu einemPlatz unter den Top-15. Am Rande wurde bekannt, dass Radio Shackneuer Sponsor des von Armstrong und seinem Teamchef Johan Bruyneelgeplanten neuen Teams für 2010 werden soll.

Dafür triumphierte sein Astana-Rivale Contador und ließ sich imZiel fast schon als Gesamtsieger feiern: Nur noch die Show-Down-Etappe am Samstag auf den Mont Ventoux kann jetzt realistisch gesehennoch Veränderungen im Klassement bringen. Der zweitplatzierte AndySchleck erkannte die Dominanz des Spaniers an: «Contador ist derStärkste, daran besteht kein Zweifel. Auf dem Mont Ventoux haben wiraber noch Pläne.»

Von den starken Zeitfahrern im Lager der deutschen Tourstarter warauf dem anspruchsvollen Kurs mit der drei Kilometer langen Steigungauf die Cote de Bluffy nicht viel zu sehen. Zeitfahr-Weltmeister BertGrabsch (Lutherstadt Wittenberg/50:08 Minuten) verlor als 18. mehrals eineinhalb Minuten. Tony Martin, nach seinem furiosen Tour-Startlängst im Niemandsland des Gesamtklassements verschwunden, kam imZeitfahren aus seinem momentanen Tief ein bisschen heraus, verpassteaber als Elfter in 49:34 Minuten den anvisierten Top-Ten-Platz. «Daswar eines meiner schlechtesten Zeitfahren. Ich merke, dass ich nichtsmehr zuzusetzen habe», sagte ein müder und erschöpfter Martin, der inAnnecy von seiner Mutter empfangen wurde.

Die 18. Etappe der Tour de France. (GRAFIK: DPA)
Die 18. Etappe der Tour de France. (GRAFIK: DPA)
dpa Grafik
Die 17. Etappe der Tour de France. (GRAFIK: DPA)
Die 17. Etappe der Tour de France. (GRAFIK: DPA)
dpa Grafik