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Tine Wittler gibt Styling-Tipps in XXL

Von Ines Bellinger 07.04.2008, 10:01

Hamburg/dpa. - Es wird Frühling, der Diäten-Wahnsinn ist in vollem Gange - und was macht Tine Wittler? Die RTL- Einrichtungsexpertin bringt ein Buch mit Styling-Tipps für XXL-Frauen heraus.

«Pralle Prinzessinnen» heißt der bunte, freche und schonungslos ehrliche Ratgeber aus dem Eichborn-Verlag für alle Mädels, die beim Klamottenkaufen ständig als Problemfall behandelt werden. Geschrieben von einer Frau, die selbst Konfektionsgröße 52 trägt und es glänzend verstanden hat, ihren Makel zum Markenzeichen zu machen.

Tine Wittler ist das pralle Leben und nicht zu übersehen in ihren bunten Roben und wild gemusterten Tuniken. «Man kann nichts verstecken, erst recht nicht ab einer gewissen Konfektionsgröße. Man fällt sowieso auf», weiß die 35-Jährige. Bloß nicht in zeltförmige Klamotten steigen, rät sie starken Frauen, lieber figurbetonte, bunte und leichte Stoffe wählen und die schmalste Stelle am Körper betonen. Ja, die haben A- (oben schmal), Y- (unten schmal) und X-Typen (in der Mitte schmal) durchaus, O-Frauen hingegen sind überall rund.

Eigentlich hat Tine Wittler einen Ratgeber für die Mehrheit der deutschen Frauen geschrieben. Laut gesamtdeutscher «Verzehrstudie» sind 51 Prozent übergewichtig. Doch Mode wird meist an diesen Frauen vorbei gemacht. «Mode und große Größen - das passt vom Image her nicht zusammen», sagt die Fachjournalistin Christel Wickerath, die unter anderem für das Branchenmagazin «TextilWirtschaft» schreibt. «Im Trendbereich bieten Fachhändler höchstens bis Größe 40 an. Da wird auch ganz bewusst eine gewisse Arroganz gepflegt.» 44, 46 und 48 heißen im Branchenjargon Anschlussgrößen - «also auf gut Deutsch ein bisschen dicker, aber noch nicht fett».

Tine Wittler macht längst keine Diäten mehr, dafür einmal pro Woche ein Fitness-Programm im Wasser. «Ich mache das aber nicht, um drei Kilo abzunehmen. Der Zug ist für mich abgefahren. Ich war mein ganzes Leben lang praller als andere», erzählt sie gelassen. «Viele Frauen sagen sich, alles wird anders, wenn ich fünf Kilo abgenommen habe. Aber das ist Quatsch, das ist Zeitverschwendung.»

Selbst ein O-Typ mit A-Tendenzen weiß sie um den schwierigen Umgang mit der Wahrheit. Sie hatte ihr Schockerlebnis, als sie die ersten Drehs für «Einsatz in vier Wänden» machte. Sich selbst auf dem Bildschirm zu sehen, sei wie ein Schlag mit einer Baseballkeule gewesen. Dann bekam sie 2004 den Fernsehpreis und fand kein Kleid für die Verleihung. Mit der Hamburger Designerin Sabine Hanneger entwarf sie eine glamouröse Robe. In der Folge eröffnete die TV-Moderatorin, Romanautorin und Wirtin einen weiteren Geschäftszweig: Ihr Label «prallewelt.com» bietet maßgefertigte Mode für Kurvenstars an.

Tine Wittler erzählt von Frauen, die weinend in ihrem Atelier stehen, weil sie in ein paar Tagen heiraten und kein Kleid finden. Und wie sie staunen über bunte Stoffe mit tollen Mustern, von denen sie bisher glaubten, sie könnten sie nicht tragen. «Wenn ich irgendwo Geld ausgeben will, will ich nicht wie ein Problemfall behandelt werden. Und das ist ja der Normalfall, wenn man für Größe 50 irgendwas schönes sucht», sagt die XXL-Expertin.

Christel Wickerath bestätigt das: «Für junge Frauen, die Größe 46 oder 48 brauchen, ist das Einkaufen ein einziger Frust. Die Größe 44 ist meist schon die Schwelle, wo Boutiquen nichts mehr anbieten. Und in Kaufhäusern hängen die großen Größen in einer dunklen Ecke kurz vorm Klo.» Zum Glück gebe es inzwischen einige schöne Kollektionen wie bei Sallie Sahne, Samoon, Elena Miro oder Marina Rinaldi. Als «Armani für große Größen» gilt das Berliner Familienunternehmen Wille. «Und Curves & Co. in Düsseldorf bietet auch ganz tolle Sachen an», sagt Wickerath.

«Das Schönheitsideal jung, schlank, schön wird sicher nicht so schnell verschwinden. Ich denke aber auch, dass immer mehr Menschen sich das nicht mehr gefallen lassen wollen», meint Tine Wittler. Modelagenturen sprechen bereits von einem verstärkten Bedarf an Plus- Size-Modellen. Und das Versandhandelsunternehmen «Happy Size» hat einen bundesweiten Model-Wettbewerb für Frauen ausgeschrieben, die mehr zu bieten haben.

Auch eine Styling-Show im Fernsehen mit XXL-Prinzessin Tine Wittler ist denkbar. Aber: «Die ARD hat mit Bruce Darnell gerade vorgemacht, wie schwierig so ein Format zu etablieren wäre», sagt sie. «Wir werden es unter Umständen ausprobieren, es gibt erste Überlegungen. Aber ob es funktioniert, ist eine andere Frage, und ob ich mich darauf einlasse auch.»