Tiere sind die wahren Supersportler
Frankfurt/Main/dpa. - Britta Steffens Europarekord in Ehren, aber im schwimmerischen Wettstreit gegen einen Schwertfisch würde die deutsche Olympia-Hoffnung baden gehen. Die Zwei-Meter-Sprünge von Ariane Friedrich? Ein Hüpfer gegen den des Flohs oder der Wiesen-Schaumzikade.
In Peking bei den Sommerspielen messen sich die sportlichsten Menschen der Welt. Die weitaus besseren Olympia-Teilnehmer wären aber die Tiere unseres Planeten. Gegen die unglaublichen Höchstleistungen aus der Welt der Fauna verblassen selbst die Weltrekorde in der Leichtathletik und im Schwimmen.
Der Deutsche Jagdschutz-Verband (DJV) weist darauf hin, dass vor unserer Haustür «wilde Athleten» jeden Tag den sportlichen Olymp erklimmen. «Siegen bedeutet oft ganz einfach überleben», erklärt Präsident Jochen Borchert. An Weltrekordler Usain Bolt aus Jamaika, der die 100 Meter in 9,72 Sekunden rennt, würde selbst ein normalerweise behäbig wirkendes Wildschwein vorbeiziehen: Das läuft nämlich bis zu 55 Kilometer/Stunde, der Mensch schafft im Schnitt höchstens 36 auf der klassischen Sprintstrecke, fliegend gemessen 44,5. Der Rothirsch (67) würde die 100 Meter in weniger als fünf Sekunden bewältigen - vom Gepard, dem schnellsten Tier auf Erden ganz zu schweigen: Der schafft fast 120 «Sachen».
Mit 90 Kilometer/Stunde schießt der Schwertfisch durchs Wasser. Britta Steffens Europarekord - 53,05 Sekunden über 100 Meter Freistil - würde er pulverisieren: 4 Sekunden. Selbst ein Delfin ist noch halb so schnell und auch das Rennen gegen einen Eisbär würde der deutsche Schwimmstar knapp verlieren. Eine Ente - «Schwänzchen in die Höh'» - taucht zwar nicht so elegant wie eine Synchronschwimmerin, kann aber 15 Minuten lang die Luft anhalten - und braucht keine Nasen- oder Schnabelklammer wie die Grazien des Wassersports: Die müssen spätestens nach zwei Minuten wieder auftauchen. Ein Alligator kann sogar bis zu zwei Stunden unter Wasser bleiben.
Wahre Sprungwunder sind Tiere auch, vor allem die Insekten: Lange dachte man, der Floh, der Sätze über 30 Zentimeter vollbringt, sei der Weltrekordler. Doch im Hochsprung wird er übertroffen von der sechs Millimeter langen Wiesen-Schaumzikade, die es auf 60 Zentimeter schafft. Das würde bei einem Menschen im Verhältnis zur Körpergröße einen Sprung auf 200 Meter Höhe bedeuten. Der Clou ist aber ein Schnellkäfer aus Malaysia: «Martinianas» können sich aus der Rückenlage (!) bis zu einem halben Meter in die Höhe katapultieren. Im Weitsprung müsste ein 1,70 Meter großer Mensch bei etwa 56 Metern landen, um an den Springfrosch heranzukommen: Im Verhältnis zur Körperlänge kommt er auf die dreifache Distanz.
Bei den Werfern findet der Mensch seinen Meister schon in der Pflanzenwelt: Die Tropische Liane schleudert ihre Samen 15 Meter weit. Was sind dagegen die dopingverdächtigen Diskus- oder Speerwurf- Rekorde des Homo sapiens? Ganz unverdächtig sind die Höchstleistungen der Tiere allerdings nicht, so manche würden bei Doping-Kontrollen glatt durchfallen. Die in Asien lebenden Streifengänse betreiben Blutdoping: Das Hämoglobin kann bei niedrigem Druck schnell Sauerstoff aufnehmen und schafft es dank dieses biologischen Tricks, Hochgebirge von über 7000 Meter zu überfliegen.