Thüringer Schieferstraße Thüringer Schieferstraße: Dem «blauen Gold» auf der Spur
Lehesten/dpa. - «Den Schieferbergbau können Besucher an zahlreichen stillgelegtenGruben erleben», sagt Dieter Weiß vom FremdenverkehrsverbandThüringisches Schiefergebirge. An manchen der Abbaustätten, die etwabei Haselbach, Spechtsbrunn oder Leutenberg liegen, lässt sich nebendem «blauen Gold», wie Schiefer auch genannt wird, sogar funkelndes«Katzengold» (Pyrit) finden. In Wurzbach wurden Fossilien entdeckt.Ein Wander-Lehrpfad verbindet einige der bergmännischen Anlagen. Erführt von Probstzella aus durch die Landschaft der NaturparksThüringer Schiefergebirge und Frankenwald nach Ludwigstadt.
Diese Schieferstadt war einst ein Zentrum der Tafelfabrikation.Ein Museum zeigt, wie Handwerker oder Industriebetriebe Schreibtafelnherstellten, auf denen einst die Schüler in Deutschland das Schreibenlernten. Die dazugehörigen Griffel und ihre Herstellungsgeschichtesind in einem Museum in Steinach zu finden. Die Technik desSchieferabbaus können Besucher am besten im «Technischen Denkmal» deshistorischen Schiefertagebaus in Lehesten erleben.
Am Grund der 70 Meter tiefen aufgelassenen Grube schimmert einbläulicher See, an den Schrägen sprießt helles Birkengrün. «DieFeuerschutzgesetze von Anfang des 19. Jahrhunderts bescherten demSchieferabbau einen großen Aufschwung», erklärt TouristenführerJochen Werner. Bis zu 2500 Menschen hätten zur Blütezeit um das Jahr1900 Arbeit in dem Werk gefunden. Dazu gehörte auch die kürzlichrestaurierte Spalthütte, in der Besucher selbst Schiefergestein mitHammer und Meißel spalten und mit speziellen Eisen zu Dachplattenschneiden können.
Unter dem «Göpel», einer Art Schiefer gedecktem Tipi, ist derEingang ins unterirdische Bergwerk. «Die Schachtanlage wurde erst mitPferden, dann mit einer Dampfmaschine betrieben», sagt Werner. Späterförderte ein Elektromotor das Gestein ans Tageslicht - er läuft nochheute. In den 15 Kilometer langen Stollen der 1964 geschlossen Grubesind Spaziergänge nicht möglich. «Da steht das Wasser drin», bedauertWerner.
Ähnliches gilt für eine nahe gelegene moderne Schachtanlage, dienoch bis vor vier Jahren Schiefer förderte. Der Hinweis auf dasBesucherbergwerk ist mit braunem Klebeband überklebt. «Der Betriebkostete rund 200 000 Euro im Jahr, allein das Abpumpen des Wassers50 000 Euro», sagt der Prokurist der Firma VTS-Koop, Rainer Endt. DasUnternehmen hat Anfang des Jahres das insolvente UnternehmenVereinigte Thüringer Schiefergruben übernommen, zu der dasErlebnis-Bergwerk gehörte. «Erst wenn das Land Fördermittelbereitstellt, könnten wir den Schacht wieder eröffnen.»
Um einen anderen Teil der Tradition müssen Touristen aber nichtfürchten: Fassaden und Dächer werden auch künftig nach allen Regelnder Kunst mit Schiefer getäfelt werden. Darum kümmert sich dieälteste deutsche Dachdeckerschule in Lehesten. 120 Lehrlinge legenhier jährlich ihre Gesellenprüfung ab. «Ein Schwerpunkt derAusbildung ist die altdeutsche Deckung. Außer in Lehesten wird diesenur an sehr wenigen anderen Einrichtungen in Deutschland vermittelt»,sagt Leiter Ernst Frank.
Beim Decken verwenden die Handwerker heute aber zumeistausländischen Schiefer. Zwar gibt es auch in Thüringen noch aktiveGruben, etwa den Oertelsbruch in Schmiedebach. Deutscher Schiefergilt jedoch als zu teuer. «Schiefer hat in dieser Region eigentlichnur noch touristische Bedeutung», sagt Jürgen Höhna von derIndustrie- und Handelskammer Ostthüringen in Gera.
Informationen: Fremdenverkehrsverband Thüringer Schiefergebirge -Obere Saale, c/o Matthias Wirth, Parkstraße 5, 07356 Lobenstein(Tel.: 036651/23 39).