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Thüringer Bergwunder Thüringer Bergwunder: Märchenhafte Saalfelder Feengrotten

10.04.2001, 04:35

Saalfeld/dpa. - Jährlich lassen sich mehr als 200 000 Gäste aus aller Welt von dem Bergwunder im Thüringer Schiefergebirge verzaubern. Seit Eröffnung der Feengrotten im ehemaligen Alaunschieferbergwerk «Jeremias Glück» zu Pfingsten 1914 kamen über 16 Millionen. «Damit sind diese Grotten eines der am meisten besuchten Schaubergwerke Europas», erzählt Yvonne Habermann. Die Geschäftsführerin der Saalfelder Feengrotten und Tourismus GmbH will das Saalfelder Kleinod noch stärker vermarkten und mehr Partner aus der Region ins Boot holen.

«Seit Gründung der Gesellschaft 1994 haben wir sechs Millionen Mark in die Renovierung des Quellenhauses und der Außenanlagen investiert, und eine Million Mark floss unter Tage», berichtet Habermann. So wird im Quellenhaus wieder das Mineralwasser «Gralsquelle» abgefüllt und damit eine Tradition aus den 30er bis 60er Jahren fortgeführt. Seit Frühlingsbeginn gibt es erstmals zusammen mit dem Thüringer Forstamt Marktgölitz Angebote für Schülergruppen. Neben Höhlenführungen können sie den Bergbau- und Naturlehrpfad sowie den Stadtwald erkunden.

Für den Ansturm der Besucher, mit dem Habermann wieder zu Ostern rechnet, stehen mehr Parkplätze als früher bereit. «In Spitzenzeiten kommen 2000 Menschen an einem Tag zu den Feengrotten», berichtet sie. Im Handwerkerhof präsentieren sich Thüringer Kunsthandwerker, und die Souvenirs werden jetzt im neuen «Grottenlädchen» angeboten. Jede der Grotten wartet mit einer Besonderheit auf. Das gilt für die Blaugrüne Grotte wie für die Braune Grotte, den Butterkeller und nicht zuletzt für den Märchendom mit der Gralsburg. Jede Führung durch das Höhlenlabyrinth, wo ständig eine Temperatur von 8 bis 12 Grad herrscht, beginnt mit dem traditionellen Bergmannsgruß «Glück auf».

Während des Rundganges erfahren die Gäste Interessantes über den Bergbau und das Leben der Bergleute in früherer Zeit. Ein Höhepunkt ist der inszenierter Sonnenauf- und -untergang vor der Gralsburg, bei dem Franz Schuberts Lied «Die Nacht» erklingt. Der Anblick der Gralsburg inspirierte in den 20er Jahren Siegfried Wagner, Sohn des Opernkomponisten Richard Wagner, bei den Bayreuther Festspielen zu einer Bühnenbildvorlage der Oper «Tannhäuser». Ein besonderes Ambiente erwartet Hochzeitspaare, die sich im Märchendom bei romantischer Musik und Kerzenschein das Ja-Wort geben wollen.

Es gibt aber auch Gäste, die nicht wegen der Stalagmiten und Stalagtiten zu den Feengrotten kommen, sondern wegen der sauberen, leicht radioaktiven Luft in den Höhlen. Patienten mit Erkrankungen der Atemwege und der Haut finden eine Linderung ihrer Beschwerden im Heilstollen, der bereits 1937 in Deutschland als erster seiner Art eröffnet worden war. «Diese feuchte, extrem reine Luft wirkt wie eine Vitaminspritze», sagt der Technische Leiter Bernd Lochner.

Der passionierte Höhlenforscher hat mit Kollegen unzählige Stunden unter Tage gearbeitet, um die Höhlen für die Besucher attraktiver zu gestalten. So wurde erst Anfang April in einem früheren Abbaubereich ein 40 Meter langer Gang eröffnet. Dadurch erhält das Schaubergwerk zugleich einen zweiten Ausgang. Lochner ist zufrieden: «Durch die jahrelange Arbeit ist es uns gelungen, die Grotten wieder so zu herzurichten, wie sie bei ihrer Entdeckung 1910 waren.»

Die Grotten im Netz: www.feengrotten.de