Thüringen war Schillers zweite Heimat
Jena/Weimar/dpa. - Eigentlich war Friedrich Schiller Schwabe. Doch viele Jahre hat er in Thüringen gelebt, vor allem in Jena und Weimar. Wenn sich am 9. Mai 2005 der Todestag des Dichters zum 200. Mal jährt, gibt es dort deshalb ein besonders umfangreiches Programm.
In Jena ist der Dichter noch an vielen Stellen präsent. «Schiller hat zehn Jahre hier gewohnt», sagt Margret Franz, die Kulturamtsleiterin der Stadt - länger als an jedem anderen Ort. Eine Ausstellung in Schillers Gartenhaus erinnert an diese Zeit. Sein Arbeitszimmer ist dort zu sehen samt Ohrensessel und Stehpult.
«Er hat oft an mehreren Projekten gleichzeitig gearbeitet», erklärt Museumsmitarbeiter Eberhard Burkhard. «Schiller war ein Nachttier, hat viel Tabak geraucht und viel starken Kaffee getrunken.» Schillers Bett stand gleich neben dem Arbeitszimmer, so wie heute in der Ausstellung zu sehen ist.
Das Gartenhaus ist das einzige in Jena erhalten gebliebene Wohnhaus des Dichters. Auch der Garten hat seinen Reiz: Magnolien wachsen dort, Salbei und Rittersporn, die Wege sind mit Buchsbaum begrenzt. Ein kleiner Steintisch steht dem Haus gegenüber, an dem Goethe und Schiller oft zusammen gesessen haben.
Auch in der Chefetage der Universität kann man Schiller nach wie vor begegnen: Eine Büste des Dichters steht im Besprechungsraum des Rektors. Und ein großformatiges Gemälde zeigt Schiller auf dem Weg zur Antrittsvorlesung - an der Uni war er Geschichtsprofessor. Das war 1789, im Jahr der Französischen Revolution. Weil die Republikaner in Paris den Autor für einen obrigkeitskritischen Rebellen hielten, ernannten sie ihn zum Ehrenbürger.
Die Universität Jena revanchierte sich 1905 und verlieh dem französischen Bildhauer Auguste Rodin die Ehrendoktorwürde. Rodin bedankte sich im Jahr darauf: «Völlig überraschend kam eine Kiste aus Paris», erzählt der Galerist des Stadtmuseums Erik Stephan. Darin war eine Statue der Gottheit Minerva, die heute im Senatssaal der Uni zu sehen ist. Zu Schillers 200. Todestag organisiert Stephan nun eine Ausstellung mit Werken Rodins - «Skulpturen, Aquarelle, aber auch Fotos» -, von denen viele wie die Minerva aus Paris kommen werden. Mit Weimar verbinden viele zwar zunächst Johann Wolfgang von Goethe. Dabei wohnte Schiller von 1787 bis 1789 beim «Olympier» gleich um die Ecke. Die heutige Schillerstraße führt etwas nördlich von Schillers damaliger Wohnung am Frauenplan auf den Theaterplatz zu. Dort sind die beiden Klassiker vereint - seit 1859 als Denkmal direkt vor dem Nationaltheater, in dem Schiller-Dramen wie «Maria Stuart» oder «Wilhelm Tell» uraufgeführt wurden.
Nach den zehn Jahren in Jena kehrte Schiller 1799 nach Weimar zurück. «Er wollte dem Theater näher sein, in dem seine Stücke aufgeführt wurden», sagt der Jenaer Schiller-Experte Jens-Fietje Dwars. Schiller kaufte 1802 ein ansehnliches Haus, für das er sich in Schulden stürzte. «Weil er den Schuldenberg nicht seiner Familie hinterlassen wollte, versuchte er jedes Jahr, mindestens ein neues Drama zu schreiben», sagt Dwars. «Er hat schon ziemlich selbstzerstörerisch gearbeitet.»
In dem Haus an der heutigen Schillerstraße starb er am 9. Mai 1805. Es kann heute besichtigt werden. In den Räumen, in denen Schiller mit seiner Familie gewohnt hat, lässt sich zumindest erahnen, wie deren Alltag aussah. Auch sein Schreibtisch ist zu sehen, an dem er bis zuletzt geschrieben hat.