Thüringen Thüringen: Altenburg trumpft auf
Halle/MZ. - Der "Sächsische Prinzenraub" im Jahr 1455 ging als ein in ganz Europa Aufsehen erregender Kriminalfall in die Geschichte ein. Weil Kurfürst Friedrich II. von Sachsen, genannt der "Sanftmütige", dem Ritter Kunz von Kauffungen keine Entschädigung für seine Kriegskosten zahlte, entführte der Ritter Friedrichs 14 und 12 Jahre alten Söhne Ernst und Albrecht. Diese Entführung lieferte Stoff für volkstümliche Literatur und Theaterstücke. "Zuletzt gab es eine Aufführung in den dreißiger Jahren. In diesem Jahr kommt erstmals wieder ein Stück auf die Bühne, vor der Originalkulisse im Hof des Schlosses", erläutert Stützner das Programm. Auch Konzerte in der Schlosskirche mit ihrer klangschönen Trost-Orgel aus der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts stehen auf dem Programm.
Wer die "Prinzenraub"-Festspiele verpasst, findet in Altenburg dennoch lohnende Ziele. Das Schloss mit der - in die Architektur einbezogenen - spätgotischen Kirchenfront ist eine Sehenswürdigkeit. An dieser Stelle stand vermutlich auch die erste Kapelle der Kaiserpfalz, als Kaiser Otto II. die Erschließung und Christianisierung seines Reiches im Osten betrieb. Erstmals erschien der Name Altenburg 976 in einem Dokument.
Seit damals bauten die Herrscher auf einem die Stadt überragenden Felsen ihre mächtige Schlossburg, deren ältester erhaltener Teil aus dem Jahr 1080 stammt. Die Anlage wurde von ihren Bewohnern häufig umgebaut. Das Schloss beherbergt seit 1923 eine "Pilgerstätte" für Liebhaber des Skat-Spiels. In den ehemaligen Residenzräumen stehen Vitrinen mit Spielkarten. Auch Stücke aus der einstigen fürstlichen "Rüst- und Antiquitätenkammer" sind zu sehen: Waffen, Harnische, Standarten, Gemälde und Porzellan. In Gehweite entfernt liegt das Lindenau-Museum mit der größten Sammlung italienischer Malerei des 13. bis 16. Jahrhunderts nördlich der Alpen. "Das Spielkartenmuseum zeigt eine Auswahl aus dem Bestand von etwa 6 000 Spielkarten aus mehreren Jahrhunderten, dazu Zubehör des Spiels sowie die Nachbildung einer alten Kartenmacher-Werkstatt", erläutert Direktorin Perdita Schachtschneider.
Spielkarten prägen das Leben der Stadt mit ihren etwa 40 000 Einwohnern. So treffen sich beispielsweise Skatfreunde aus ganz Deutschland hier zu Turnieren; dann darf auch ein Besuch am "Skatbrunnen" nicht fehlen, dessen Spitze vier balgende Wenzel ziert. Und wichtigster privater Arbeitgeber ist die Spielkartenfabrik, die größte des Landes. Praktisch jedes Blatt, das heute zwischen Küste und Alpen ausgespielt wird, kommt aus Altenburg. "Die Produktion liegt bei jährlich 35 Millionen Kartenspielen", erklärt nicht ohne Stolz Susanne Schneider aus der Marketingabteilung.
Altenburger Tourismus-Information, Tel. 03447 / 55 18 38