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Theaterstück Theaterstück: Mankell erinnert an Adriano

Von Ilka Hillger 04.12.2003, 21:17

Dessau/Stuttgart/MZ. - Mit dem Stück "Dunkles Brot und tote Blumen" wird am Samstag in Stuttgart das 6. Europa Theater Treffen eröffnet. Autor des Dramas ist der Schriftsteller Henning Mankell. Für seine Inszenierung recherchierte er in diesem Jahr in Dessau (die MZ berichtete), denn Hintergrund für das Stück ist der Mord an dem Mosambikaner Alberto Adriano. Der 39-Jährige war im Juni 2000 von Rechtsradikalen in der Bauhausstadt zu Tode geprügelt worden.

"Dunkles Brot und tote Blumen", so die Veranstalter des Festivals in Stuttgart, sei kein Dokumentar-Stück. Mankell lehnt es an den Dessauer Fall an, aber weder die Stadt noch die tatsächlichen Personen seien erkennbar. Auch die Umstände des Mordes sind stark verändert. In der Uraufführung kommt Felix, der Bruder des Ermordeten, in die deutsche Stadt, um eine Antwort auf die wichtigste Frage zu bekommen: Warum? Dieses Warum ist die Basis des Stückes. Mit Hilfe von vier Figuren und fünf Szenen entwirft Henning Mankell eine Szenerie von Gewalt, Unverständnis, Unwissen und Vorurteilen. Der schwedische Bestsellerautor und Schöpfer der "Wallander"-Romane, bildet mit seiner Auftragsarbeit den thematischen Schwerpunkt des diesjährigen Stuttgarter Europa Theater Treffens. Die Inszenierung entsteht als Koproduktion zwischen dem Teatro Avenida (Maputo) und der Stuttgarter tri-bühne. Henning Mankell, der sich in seinen Kriminal- und Afrikaromanen immer wieder mit dem Phänomen rassistischer Gewalt auseinander gesetzt hat, erscheint hier nicht nur als Fachmann in Sachen Psychologie, sondern auch als Botschafter der Kulturen. Gemeinsam mit ihren deutschen Kollegen von der tri-bühne haben die beiden mosambikanischen Schauspieler Adelino Branquinho und Jorge Vaz in Stuttgart Mankells Stück erarbeitet. Für die Inszenierung zeichnet Edith Koerber verantwortlich.

Mit der Uraufführung von "Dunkles Brot und tote Blumen" reagiert ein deutsches Theater zum zweiten Mal auf den Mord an Alberto Adriano. Als Reaktion auf die Tat erteilte auch das Anhaltische Theater eine Auftragsarbeit. Diese ging an die Dramatikern Anna Langhoff, die das Schauspiel "Am toten Mann" schrieb. Es wurde im Juni 2001 am Anhaltischen Theater uraufgeführt, überzeugte indes die Rezensenten der Tageszeitungen kaum.