Tennis Tennis: Benjamin Becker erstmals unter den Top 100
New York/dpa. - Derweil arbeitete sich der Namensvetter des berühmtesten deutschenTennisspielers vor einer handvoll Interessierter in die zweite Rundeder US Open vor - wie schon zuletzt in Wimbledon, wo auch McEnroe undBoris B. den 25-jährigen Saarländer mit den markanten Initialen zumersten Mal wirklich zur Kenntnis nahmen.
Sein Idol hat Benjamin Becker zwar schon gesehen, gesprochen hater Boris Becker, der der Grund für sein Tennis-Interesse ist, abernoch immer nicht. Stattdessen genoss er das «Wahnsinnsgefühl», nachgeschaffter Qualifikation zum zweiten Mal unter den besten 64 einesGrand-Slam-Turniers zu stehen. Der Erfolg über den Italiener FilippoVolandri bescherte dem 25-Jährigen aus Mettlach erstmals den Sprungunter die Besten 100 der Welt. «Das war mein Ziel für dieses Jahr,und das fand ich eigentlich zu hoch gesteckt», sagte er. Doch nachdem «Schnupperkurs» im Profi-Tennis hat er Lust auf mehr bekommen.
Becker ist einen ähnlichen Weg wie der Frankfurter Alexander Waskegegangen und hat mit College-Tennis in den USA an sportlicher, aberauch menschlicher Reife gewonnen. Während seiner vier Jahre an derBaylor-Universität im texanischen Waco gewann der aufschlagstarkeGrundlinienspieler mit der verkehrt herum aufgesetzten Baseball-Kappenicht nur Einzel- und Mannschaftstitel der College-Liga. Beckererwarb auch akademische Grade in Finanzen sowie Betriebswirtschaftund lernte, sich fern der Heimat durchzubeißen. Stolz verkündete dieUniversität den Erfolg des Schwarzschopfes in Flushing Meadows vomMontagabend schon am Morgen darauf auf ihrer Internetseite.
«Auf dem College gab es viele wichtige Spiele. Ich bin abgehärtetund habe mich in meiner Trainingseinstellung um 180 Grad gedreht»,sagte Becker und gab frank und frei zu: «Vor allem die letzten beidenJahre waren wichtig. Es hätte jetzt nicht so funktioniert, wenn ichfrüher weggegangen wäre. Amerika hat ein Supersystem für Sportler,das ist in Deutschland nur schwer zu verwirklichen.»
Noch vor einem Jahr hatte er sich bei einem kleinen Future-Turnierin Ecuador abgemüht, jetzt hat sich Becker auch dank prominenterHilfe prächtig entwickelt. Als einer von zwei Trainern feuert ihnTarik Benhabiles an. Der Franzose hatte einst den Amerikaner AndyRoddick in die Weltspitze geführt. «Er hat mir gesagt: Das Potenzialist da, Du kannst hier weit kommen», erzählte Becker, der seinenTrainingsschwerpunkt künftig in Florida haben will und gern einmalgegen den Weltranglisten-Ersten Roger Federer spielen würde - nur umzu sehen, was die Stars anders machen.
Die Verwechslungen mit Boris Becker und Anspielungen, wie es siezuletzt auch in Wimbledon gegeben hatte, ist er gewohnt. Das geht so,seit er Tennis spielt. Benjamin Becker trägt es mit Fassung und meintinzwischen: «Auf Turnieren erwarte ich das sogar.»