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Tennis Tennis: Anna-Lena Grönefeld hat 2006 viel vor

Von Ines Bellinger und Andreas Bellinger 01.11.2005, 15:35

Hamburg/dpa. - Anna-Lena Grönefeld ist ihrer Zeit voraus. EinJahr früher als geplant hat die deutsche Tennis-Hoffnung den Sprungin die Top 20 geschafft. Trotzdem blickt die Erfolgshungrige ausNordhorn etwas wehmütig nach Los Angeles, wo in der kommenden Wochedie besten acht Spielerinnen um den WM-Titel kämpfen. 2006 will sieals erste Deutsche seit Anke Huber 2001 beim Saisonfinale dabei sein.«Das nächste Ziel sind die Top Ten, ein Turniersieg und mal einViertelfinale bei einem Grand Slam», sagt die 20-Jährige.

Am 6. November beginnt sie schon mit der Vorbereitung auf die neueSaison in Scottsdale/Arizona, wo sie seit April 2003 bei Rafael Fontde Mora trainiert. Der Spanier hat ihr Talent erkannt und sie aufeinen guten Weg gebracht. Meistens, wenn Anna-Lena Grönefeld übersportliche Ziele redet, spricht sie in der Wir-Form.

In diesem Jahr kletterte die junge Frau mit der großen Power inder Weltrangliste 40 Plätze nach oben, bis Rang 19 Anfang Oktober.Damit knackte sie als erste Deutsche seit Anke Huber die Top 20. Aufihren ersten Einzeltitel muss sie noch warten, doch im Doppel siegtesie drei Mal. Mit Martina Navratilova erreichte sie zudem inWimbledon und bei den US Open das Halbfinale. Die Auftritte mit der«Grand Dame» im Tenniszirkus brachten ihr Aufmerksamkeit, und sielernte vor allem taktisch viel dazu.

Auf dem Weg nach oben hat Anna-Lena Grönefeld schließlich nur einBänderriss im rechten Fuß aufhalten können. Es passierte MitteOktober auf dem stumpfen Teppich in Moskau, als sie 6:1, 4:2 gegenMaria Scharapowa führte und drauf und dran war, dem russischenTennis-Model eine Lektion zu erteilen. «Es hat mir gezeigt, dass ichsie schlagen kann», sagt Grönefeld.

Die Verletzung ließ sie zu Hause in Nordhorn ausheilen, bei derGelegenheit wurden ihr gleich alle vier Weisheitszähne gezogen.Ansonsten faulenzte sie ausgiebig und traf alte Bekannte. «MeineFreunde habe ich immer noch in Nordhorn, und das ist auch gut so. Dakann ich auch mal abschalten vom Tennis», sagt Grönefeld, der dieDaheimgebliebenen in der Kreisstadt an der niederländischen Grenzebescheinigen, sie sei immer noch die von früher: zielstrebig, dabeiaber zurückhaltend, fast schüchtern und sehr bescheiden.

Die 543 000 Dollar, die sie in dieser Saison verdient hat, legtesie auf die hohe Kante. Die größte Anschaffung bisher war ein iPod.Dass sie die Bodenhaftung nicht verliert, dafür sorgt ihre Familie:Mutter Marie-Lousie, Vater Hans, Chefarzt am MarienkrankenhausNordhorn, sowie ihre Brüder Philipp und Bastian. Die Grönefelds sindkeine typische Tennis-Familie. «Sie halten sich im Hintergrund. Dasist sehr angenehm. Sie sagen mir natürlich ihre Meinung, aber siewissen auch, dass sie sich nicht wirklich in dem Business auskennen.»

Das Geschäft mit der attraktiven, 1,80 Meter großen Blondine, dievom Sportartikelhersteller adidas gesponsert wird, beginnt geradeerst. Seit kurzem arbeitet sie mit einer Marketingfirma aus BadNauheim zusammen. «Wir wollen mit starken Firmen arbeiten, aber eswerden nicht viele sein. Der Markt für sie ist in Deutschland», sagtGeschäftsführer George S. Pascal. Schließlich ist Anna-Lena Grönefeldimmer nur sechs Wochen während der Vorbereitung und maximal vierWochen übers Jahr in Arizona.

Auch Weihnachten wird sie nicht in der Wüste verbringen. «Da kommeich nach Hause. Weihnachten zu feiern bei kaltem Wetter, das ist mirwichtig», sagt Grönefeld, die sehr bodenständig ist. Sie hat klareVorstellungen von ihrer Zukunft und ein Vorbild nicht nur insportlicher Hinsicht: «Was jetzt passiert, ist nur ein Abschnitt inmeinem Leben. Wenn meine Karriere zu Ende ist, möchte ich Kinderhaben. Ich finde beeindruckend, wie Steffi Graf das macht.