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Tag der offenen Tür Tag der offenen Tür: Tausende stürmen die Kyffhäuser-Kaserne

24.06.2001, 16:52

Bad Frankenhausen/MZ/rsc. - "Opa", ruft Philipp aufgeregt und starrt durch das Periskop. "Opa, ich kann durch die Wand sehen!" Die Panzerbesatzung grinst. Unbegreiflich für den Knirps, wie das geht: im Fahrzeug sitzen und durch ein Fernglas die Welt draußen beobachten. Geduldig erklären die Soldaten dem Fünfjährigen das Sehrohr. Fragen, Gucken und Ausprobieren sind nicht nur erlaubt, sondern ausdrücklich erwünscht am Tag der offenen Tür in der Kyffhäuserkaserne Bad Frankenhausen. Und so hupt es denn munter aus Schützenpanzerwagen, werden Lkw-Lenkräder gedreht und Feuerstellen bestaunt.

Kinder klettern auf Fahrzeugen herum, Fotoapparate klicken, Soldaten zeigen Freundinnen und Ehefrauen mit stolzgeschwellter Brust ihre Welt. Massen von Besuchern strömen durch das Kasernengelände; bis zum Abend werden es mehr als 6000 sein. Die Kleinen sind fasziniert von den grünen Kolossen, Väter erzählen mit glänzenden Augen Geschichten aus ihrer NVA-Zeit und fachsimpeln über die neueste Technik, junge Gefreite albern mit Freunden herum. Heiterkeit liegt in der Luft, Gelassenheit und eine gehörige Portion Neugier. Ein Strom Menschen zieht zur Wiese vor dem Westtor der Kaserne.

Das hohe Gras ist zerdrückt, die Erde zerfurcht von mächtigen Ketten. Bei einer Waffenschau werden hier die Fahrzeuge der Einheit vorgeführt. Der Leopard I, 42 Tonnen schwer und 830 PS stark. Sein Nachfolger, der Leopard II, unter dessen Haube 1500 Pferdestärken wummern. Die ganze Kraft der Ungetüme wird bei Bremstests demonstriert: Mit 50 Kilometern pro Stunde rollt der Kampfpanzer bis zur Markierung und stoppt. Ein Auto, erklärt der Sprecher, braucht 25 Meter bis zum Stillstand. Der Panzer steht nach nur fünf. Die Besucher sind verblüfft. Scheinbar mühelos schleppt ein Bergepanzer einen der grünen Riesen ab. Von einem Auto, das ein Leopard überrollt, bleibt nur noch ein Haufen Schrott.

Ein Soldat radelt zur Erheiterung der Zuschauer schwerbewaffnet auf einem bundeswehrgrünen Gefechtsfahrrad vorbei. Unterdessen donnern Kanonenschläge durch die Luft. Dichter Rauch verhüllt die Bataillonsgeschütze des preußischen Infanterieregiments Erfurt, das auch in diesem Jahr in den historischen Uniformen angerückt ist. Sekundärleutnant Peter Bach befreit die Geschützrohre mit einem langen Wischer vom Pulverstaub und erklärt den Neugierigen, dass die originalen Kanonen auf der Eisenacher Wartburg stationiert sind. Marketenderin Petra Stoll, die Frau im geschichtsträchtigen Regiment, ist davon wenig beeindruckt. Mit einem Lappen wäscht sie Bierkrüge aus. "Echte Frauenarbeit", lächelt sie schelmisch, "das war damals schon so".