Synchronschwimmen Synchronschwimmen: Stoepel findet Verbot «diskriminierend»
London/dpa. - Bei den Olympischen Spielen ist die Emanzipation der Frauen seit Jahren auf dem Siegeszug und feiert in London einen historischen Erfolg. Erstmals wollen alle Teams auch Frauen an den Start schicken. Synchronschwimmer Stoepel beklagt dagegen, dass es in seinem Sport die Gleichberechtigung für den Mann nicht gibt. «Männer sind im Synchronschwimmen bei Olympia und Weltmeisterschaften nicht erlaubt. Das finde ich diskriminierend», sagte Deutschlands einziger Wasserballett-Akteur vom FS Bochum.
Seit 14 Jahren hat sich Stoepel den für Männer ungewöhnlichen Sport verschrieben - mit wachsender Begeisterung und gegen jedweder Hänselei. «Je länger ich es mache, desto mehr Lust habe ich daran», sagte der 20 Jahre alte Maschinenbaustudent. «Mir ist es egal, was andere Menschen davon halten. Es sind die gleichen Klischees, wie bei Männern, die Balletttänzer sind.» Und die gleichen Vorurteile. «Ich bin nicht homosexuell», erklärt Stoepel.
Mit der Synchronschwimmer-Gruppe der FS Bochum ist er Ende Juni in Flensburg deutscher Vizemeister geworden - umgeben nur von Frauen. «Ich trainiere wie sie und bin auf dem gleichen Niveau», sagte Stoepel. In der Vorbereitung auf den nationalen Titelkampf war er an sieben Tagen jeweils drei bis vier Stunden im Wasser, um anspruchsvolle und synchrone Darbietungen einzustudieren. Im Wettkampf trägt er zwar bestickte Badehosen, verzichtet jedoch auf Badeanzug, Schminke und kunstvolle Frisuren.
Die Zulassung von Männern im Synchronschwimmen bei Olympia könnte nach seiner Ansicht auch seine Randsportart voranbringen. «Ich fände es schön. Dann würden sicher mehr Männer auf den Gedanken kommen, es zu machen», sagte Stoepel. «Es würde auch die Sportart verändern, weil Männer mehr Kraft, aber weniger Gelenkigkeit haben.»
Begrüßen würde er, wenn sich der Deutsche Schwimm-Verband (DSV) international für die Gleichberechtigung einsetzte. Da trifft er aber auf Widerstand. «Der Verband wird keine männlichen Teilnehmer zulassen, und das wird sich auch nicht ändern», erklärte Udo Lehmann, Teammanager der deutschen Synchronschwimm-Nationalmannschaft. Auch die europäische Föderation und der Weltverband FINA sähen es genauso. «Synchronschwimmen ist ein Frauensport. Es gibt nun mal gewisse Ausdrucksformen, da sind Frauen netter anzuschauen, als wenn Männer das machen.» Vielleicht werde sich das in ferner Zukunft ändern, «aber im Moment sehe ich da keine Chance», so Lehmann.
Für die Olympischen Spielen in London konnten sich die deutschen Synchronschwimmer nicht qualifizieren. Für 2016 in Rio de Janeiro dürfte es für Niklas Stoepel trotz allen Enthusiasmus sowieso zu spät sein - zudem reicht für einen Einsatz im olympischen Duett seine Leistung nicht aus. National will er aber weiter als «Hahn im Korb» voller Frauen weitermachen: «Die haben mich noch viele Jahre am Hals.»