Statt MP3: Viele Audio-Codecs liefern einen besseren Klang
München/Stuttgart/dpa. - Wenn es um Musik in digitaler Form geht, sprechen die meisten von MP3. Ist die Musik am Ohr angekommen, stellen viele Hörer aber fest, dass die Qualität vor allem bei niedrigen Datenraten nicht überragend ist.
Das können andere Formate wie AAC inzwischen besser. Unerreicht sind so genannte verlustfreie Codecs wie FLAC. Der Preis dafür sind aber relativ große Dateien. Und der richtige Codec hängt vom Einsatzzweck ab.
«MP3 ist mit dem Internet groß geworden und war seinerzeit ein sehr guter Codec», sagt Gerhard Stoll, Ingenieur für Audiosystemtechnik am Institut für Rundfunktechnik in München. Inzwischen gibt es aber deutlich bessere Verfahren - zum Beispiel das Advanced Audio Coding-Format (AAC), eine Weiterentwicklung des MP3-Standards.
Die Verbesserung liegt unter anderem darin, dass die Qualität nicht mehr kontinuierlich mit der Datenrate sinkt, erläutert Stoll. AAC erreicht bereits bei 128 Kilobit pro Sekunde (kbit/s) CD-Qualität. Sowohl bei MP3 als auch bei AAC werden für die Ohren nicht wahrnehmbare Töne aus der Musik herausgeschnitten. Deshalb werden diese Verfahren auch lossy, verlustbehaftet, genannt.
Speziell für das Streaming bei niedrigen Bandbreiten im Internet, Rundfunk und Mobilfunk wurde neben AAC das verlustbehaftete Format AAC Plus, auch HE-AAC, entwickelt. Eine Datenrate von 48 Kilobit pro Sekunde (kbit/s) ist bei AAC Plus in etwa vergleichbar mit 128 kbit/s bei MP3. «Bei 48 kbit/s kann man sich MP3 dagegen nicht mehr anhören», sagt Stoll.
Die meisten MP3-Player spielen heute MP3, AAC und WMA ab, erläutert Stoll. WMA steht für Windows Media Audio - Microsofts verlustbehaftete Antwort auf MP3 ist das Download- und Streaming-Format vieler Musikportale im Internet. Apples iTunes-Shop setzt dagegen auf AAC, und das nicht ohne Folgen.
«Bei Apple-Usern hat sich AAC durchgesetzt und ist schon verbreiteter als MP3», sagt Christine Tantschinez, Testredakteurin bei der Zeitschrift «Audio». MP3 werde nicht komplett verschwinden, die Abspielgeräte könnten künftig aber mehr neue Formate abspielen. «Vom Klang und der Leistungsfähigkeit sollte AAC aber die besseren Zukunftsaussichten haben.» Und um Verzerrungen zu vermeiden, sollte Musik nicht mit weniger als 192 kbit/s in das MP3-Format gebracht werden.
«Sie könnten sogar Datenraten von 256 kbit/s oder höher in Erwägung ziehen, obwohl in dem Bereich fast nie mehr Unterschiede wahrnehmbar sind», heißt es beim Fraunhofer-Institut für Integrierte Schaltungen in Erlangen. Damit Anwender bei der Datenrate erst gar nicht in Versuchung kommen, am falschen Ende zu sparen, geht beispielsweise bei den freien Codecs Musepack (MPC) und Ogg Vorbis die Skala erst bei 160 kbit/s los.
Wer seine Musik nicht unwiederbringlich beschneiden will, muss zu einem verlustfreien Codec greifen, der die vorhandenen Daten nur Platz sparend ineinander schiebt. Damit bleibt das Original erhalten, allerdings verkleinert sich die Ausgangsdatei um die Hälfte, sagt Stoll. Im Prinzip unterscheiden sich die Codecs nur in der Geschwindigkeit des Komprimierens und Dekomprimierens. Das Open-Source-Verfahren Free Lossless Audio Codec (FLAC) hat dabei die Nase vorn.
Tuner2: www.tuner2.com
Winamp: www.winamp.com
VLC Media Player: www.videolan.org/vlc
Free Lossless Audio Codec: flac.sourceforge.net
CDex: cdexos.sourceforge.net
MPeX.net: www.mpex.net/info/selfmp3.html
Nero Digital: www.nero.com/nerodigital/deu/Audio.html