Stars von Gestern Stars von Gestern: Fritz Herkenrath wird 75 Jahre

Düsseldorf/Aachen/dpa. - «Große Bahnhöfe» liebt Fritz Herkenrath nicht. «Da bin ich kein Freund von.» Gefeiert wird am Dienstag im Aachener Stadtteil Walheim im kleinen Rahmen, auch wenn es um einen der Großen des deutschen Fußballs geht: «Sepp Herbergers fliegender Schulmeister», wie Herkenrath wegen seines Berufs als Lehrer oft genannt wurde, vollendet am 9. September sein 75. Lebensjahr. 21 Länderspiele hat er im Tor der deutschen Nationalmannschaft bestritten, war mit Rot-Weiß Essen deutscher Meister (1955) und stand 1958 bei der Weltmeisterschaft in Schweden bis zum Halbfinale zwischen den Pfosten.
«Beim Singen all dieser Loblieder ist doch ohnehin die Hälfte geschwindelt», will Herkenrath wenig von öffentlichen Huldigungen wissen. Bescheiden verweist er darauf, dass «der Geburtstag meiner Frau Franziska viel mehr wert ist als mein eigener». Frau Herkenrath ist drei Tage jünger als der Jubilar, der eine kritische Distanz zum Fußball von heute hat: «Wir haben früher unseren Sport noch mit Herz bestritten.»
Als Handball-Torwart machte der gebürtige Kölner mit 17 Jahren erste Gehversuche beim TV Dellbrück, ehe er zu Preußen Dellbrück ins Fußball-Tor wechselte. «Man hat mich einfach reingestellt und nicht wieder rausgelassen.» Schon ein halbes Jahr später stand er in Sepp Herbergers Notizbuch. Der damalige Bundestrainer leitete an der Sporthochschule in Köln einen Lehrgang und bat Herkenrath hinzu - der Beginn einer Karriere, der ein krönender Abschluss versagt blieb.
1954 in der Schweiz war Toni «Fußballgott» Turek die unumstrittene Nummer 1, vier Jahre danach wurde Herkenrath im WM-Halbfinale in Schweden von Heiner Kwiatkowski abgelöst. «Fußball ist nicht Alles», war eine der Maximen Herkenraths, der bis zum Studien-Professor an der pädagogischen Hochschule Aachen aufstieg. Nebenbei schrieb er ein Buch über Fußball («Mit dem Fußball um den Erdball»).
Viel könnte der Jubilar erzählen, vom Streit seines Vaters mit Preußen Dellbrück, weswegen Herkenrath zum 1. FC Köln wechselte, dort aber hinter dem Niederländer Frans de Munck nur Reservist war. «Das war die bitterste Pille, die ich als Sportler schlucken musste.» Nach 13 Oberliga-Einsätzen beim Geißbock-Club (1951/1952) wechselte Herkenrath zu Rot-Weiß Essen, wo er seine Karriere 1962 beendete. «Dort hatte ich meine allerbeste Zeit.»
Reich geworden ist Herkenrath mit dem Fußball nicht. Eine Prämie steht ihm eigentlich noch zu. Bei einer Südamerika-Tournee 1954 hatte ein Spiele-Vermittler dem DFB-Team ein Honorar von 20 000 Dollar zugesichert - und verschwand mit dem Betrag. «Auf mein Geld warte ich bis heute», schmunzelt Herkenrath. Ein Empfang beim Papst oder beim argentinischen Staatspräsidenten entlohnten ihn auf andere Weise.
Fritz Herkenrath erfreut sich guter Gesundheit, genießt Spaziergänge mit seiner Frau oder Ausflüge mit dem Wohnmobil. Und das Leben in der Familie mit seinen zwei Töchtern, einem Sohn und fünf Enkelkindern.