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Städtetrip Städtetrip: Adventsbummel durch Dresden

Von AXEL SCHEIBE 26.11.2009, 17:51

Halle/MZ. - Der Duft von gebrannten Mandeln, leckerem Stollen und brutzelnden Bratwürsten zieht durch die engen Gassen. An der Glühweinbude hat sich eine lange Schlange gebildet. Es ist Adventszeit in Dresden.

Während die Sächsische Landeshauptstadt das ganze Jahr im Zeichen der "Hochkultur" glänzt, gibt es in den Wochen vor Weihnachten weitere gute Gründe, der Grand Dame des Ostens einen Besuch abzustatten. So zählt der Striezelmarkt nicht nur zu den ältesten, sondern auch zu den schönsten Weihnachtsmärkten Deutschlands. Bereits 1434 wurde er erstmals urkundlich erwähnt. Das heißt, in diesem Jahr feiert er seinen 575. Geburtstag.

Das Erzgebirge ist nicht weit, und so steht der Striezelmarkt natürlich ganz in der Tradition der Schnitzer und Männlmacher aus dem nahen Gebirge. Sein absolutes Glanzlicht ist dabei die 14 Meter hohe Stufenpyramide, die mit ihren 42 verschiedenen Figuren sogar Einzug ins Guinness Buch der Rekorde genommen hat. Rekordverdächtig ist auch der etwa vier Tonnen schwere Christstollen, der am 2. Adventswochenende, dem traditionellen Stollenfest, vom Zwinger zum Altmarkt gefahren wird, um dort mit einem 1,6 Meter langen Stollenmesser fachgerecht zerlegt zu werden. Zu ihrem Stollen sagen die Dresdner übrigens seit alters her Striezel - sprich: Der Weihnachtsmarkt verdankt seinen Namen dem kalorienreichen Weihnachtsgebäck.

Auf Schnee sollte der Besucher freilich nicht spekulieren, davon bekommen die Dresdner, so wie wohl alle Deutschen in flacheren Landen, kaum etwas ab. Worauf die ungezählten Besucher aus aller Welt aber auf jeden Fall hoffen dürfen, natürlich auch in der Vorweihnachtszeit, ist die so genannte Hochkultur. Die wiedererstandene Frauenkirche zieht wahre Ströme Schaulustiger in ihren Bann. Wer Zeit und Lust hat, dem sei ein Gang hinauf auf den Turm empfohlen. Der Blick auf die in neuem Glanz erstandene Altstadt mit Stadtschloss, Semperoper und Hofkirche entschädigt für die Mühe, die mit einem Fahrstuhl ja sowieso minimiert wird. Zu den weiteren Stationen eines Dresden-Besuchs zählen das Stadtschloss mit dem vor einem Jahr eröffneten Grünen Gewölbe sowie die Semperoper, die bereits zu DDR-Zeiten aus ihren Ruinen auferstanden ist. So wie auch der benachbarte Zwinger.

Wer keine Karten für eine der hochkarätigen Inszenierungen des Hauses erstehen konnte, dem sei zumindest eine Besichtigung des Meisterwerkes des Star-Architekten Gottfried Semper ans Herz gelegt. Viele andere Museen, genannt seien nur die Galerie Alter Meister, das Verkehrsmuseum und das Hygienemuseum, offerieren den Gästen der Stadt abwechslungsreiche und wetterunabhängige Stunden für ganz unterschiedliche Interessenslagen.

Auch vom Wetter unabhängig und so richtig spannend ist ein Abstecher in die Dresdner Unterwelt in die alten Kasematten der Dresdner Festung, die unter der Brühlschen Terrasse wieder für Exkursionen auf den Spuren Böttchers zugänglich sind. Etwas ganz Besonderes ist die Gläserne Manufaktur. In Dresden läuft das Flaggschiff des Volkswagenkonzerns, der Phaeton, fast handwerklich gefertigt, vom Band. Besucher können hinter die Kulissen dieser hochmodernen Produktionsstätte sehen.

Etwas abseits des großen Getümmels rund um Altmarkt, Schloss und Frauenkirche, nur wenige Schritte vom Straßburger Platz, steht mit der kleinen Zeltstadt des Sarrasani Trocadero eine neue vorweihnachtliche Tradition der Elbestadt. Das alte, weltbekannte Zirkusunternehmen Sarrasani hat bekanntlich seine Wurzeln in Dresden. Hier stand bis zur verheerenden Bombennacht am 13. Februar 1945 das Stammhaus des Unternehmens. Grund genug für André Sarrasani, dem rührigen Chef des Hauses, nach der Wende wieder in Richtung Dresden zu blicken.

Sein Dinner-Variete-Theater Trocadero ist schnell zu einer Top-Adresse für Dresdner und Touristen geworden. Die einzigartige Mischung aus kulinarischen Genüssen, für die Chefkoch Gerd Kastenmeier verantwortlich zeichnet, und zirzensischen Spitzennummern sorgt dafür, dass das Haus von André Sarrasani, der als Tierlehrer und Zauberer die Fäden fest in der Hand hält, zu den Top-Tipps rund um die Dresdner Adventszeit geworden ist. Dass auch Nachzügler zum Zug kommen, auch dafür ist gesorgt. Das Sarrasani Trocadero ist bis zum 31. Januar geöffnet.

Ob man das Dinner-Variete-Theater zur Kleinkunst zählen kann, ist sicher eine Definitionsfrage. Keine Frage ist das bei den zahlreichen Kleinkunstbühnen, die das Kulturangebot von Dresden so bunt und abwechslungsreich garnieren. Ein Geheimtipp, wohl sogar für so manchen Dresdner, ist "Die Raspel", ein Mini-Kabarett, das in Franks Kleinkunstkeller in Strehlen zu Hause ist. Scharfe Pointen und reichlich hintersinniger Humor sind garantiert, wenn Frank Peters und sein Team die kleine Bühne in Beschlag nehmen. So wie bei Sarrasani, kann man das Ganze mit einem, in diesem Fall freilich eher rustikalem, Abendessen einleiten. In Dresden ist halt immer und überall an (fast) alles gedacht.