Städel zeigt umfassende Cranach-Ausstellung
Frankfurt/Main/dpa. - Mit Leihgaben aus aller Welt und eigenen Beständen hat das Frankfurter Städelmuseum eine imposante Ausstellung des Werks von Lucas Cranach dem Älteren zusammengestellt.
Vom 22. November an werden 113 Meisterwerke des deutschen Renaissance-Malers (1472 bis 1553) gezeigt, der hauptsächlich in der Lutherstadt Wittenberg wirkte. Die Präsentation gilt als eine der bedeutendsten Kunstausstellungen dieses Jahres in Deutschland. Städel-Direktor Max Hollein sagte, die Cranach-Schau sei eine der «qualitativ hochwertigsten, die man jemals gesehen hat». Sie werde «auf längere Zeit ihresgleichen suchen».
Cranach stelle sich als ein Mann mit vielen Talenten dar. Er war seit 1505 Hofmaler des sächsischen Kurfürsten Friedrich der Weise. In Wittenberg baute er sich nicht nur eine Malerwerkstatt mit mehreren Gesellen auf, sondern war auch Bürgermeister, betrieb eine Apotheke, eine Druckerei sowie einen Wein- und Gewürzhandel. Er hatte Auftraggeber in ganz Europa vor allem für die Gestaltung von Altären, aber auch für Porträts. «Er hatte eine der produktivsten Werkstätten des 16. Jahrhunderts», sagte Hollein.
Der Kurator der Ausstellung, Bodo Brinkmann, betonte, die zahlreichen Leihgaben seien «extrem schwierig zu gewinnen» gewesen. So stammten eine junge Beterin und ein Mann mit Rosenkranz - beide Teile eines Altars, dessen Mittelteil nicht mehr existiert - aus Basel und New York. «Die Restauratoren lassen Tafelbilder des 15. und 16. Jahrhunderts nur noch ungern reisen.» Cranach habe als Hofmaler auch Wandmalereien für die sächsischen Schlösser gefertigt. Davon seien nur Spuren erhalten, «die wir geholt haben».
Der im fränkischen Kronach geborene Cranach, der sich nach seinem Heimatort benannt hatte, tauchte erstmals als 30-jähriger Maler in Wien auf. Dort fiel er mit fulminanten Werken in höchster malerischer Präzision auf. Danach verändert sich sein Stil. Als Hofmaler lässt er niederländische und vor allem italienische Einflüsse erkennen.
Den religiösen Themen «hauchte Cranach völlig neues Leben ein», sagte Kurator Brinkmann. Das Städel hat den in seinem Besitz befindlichen Torgauer Altar für die Präsentation extra restaurieren lassen. Eine von Cranachs Spezialitäten waren perfekt gemalte erotische Darstellungen. Als einer der ersten malte er nackte Körper und schuf ein «zeitloses Ideal weiblicher Schönheit» als zierlich eleganten Typus Kindfrau. Noch im 20. Jahrhundert setzten Maler wie Pablo Picasso und Alberto Giacometti Cranach'sche Motive auf ihre eigene Weise um.
Die vom Städel erarbeitete Ausstellung soll nach ihrem Ende (17. Februar 2008) in der Royal Academy of Arts in London gezeigt werden, wie Hollein berichtete.