Stabhochsprung - Regeländerungen Stabhochsprung - Regeländerungen: Protest von Lobinger und Co. ohne Chance
Dakar/Senegal/dpa. - Tim Lobinger und Co. sind mit ihrer Attacke gegen die neuen Stabhochsprung-Regeln beim Leichtathletik-Weltverband IAAF abgeblitzt. Für eine Reform der Reform gebe es «keine Notwendigkeit», stellte das Council am Wochenende in der Hauptstadt des Senegal, Dakar, fest. Rund 20 Top-Athleten hatten in einem Offenen Brief an die IAAF gegen die Änderungen protestiert und sogar neue Rekordlisten gefordert. «Diese Aktion war ein Witz. Schließlich sind die Änderungen am technischen Reglement nur geringfügig und werden die rasante Entwicklung im Stabhochsprung nicht stoppen», betonte Weltrekordler Sergej Bubka in einem Gespräch mit der Deutschen Presse-Agentur (dpa).
Seit dem 1. Januar dürfen die seitlichen Aufleger der Sprunglatte nur noch 55 Millimeter (davor 75) lang sein; außerdem wurde der Querschnitt der Latte verändert. Die Vorbereitungszeit vor einem Versuch wurde von 90 auf 60 Sekunden verkürzt. Der Protest der Athleten richtete sich vor allem gegen die geringere Auflagefläche. «Da fällt die Latte schon beim Anhauchen», hatte Sechs-Meter-Springer Lobinger Mitte Februar moniert - vier Wochen später war er Hallen- Weltmeister. Als Bubka dem Champion beim Frühstück am Montag gratulierte, «da hat Tim mir versichert, dass er kein Problem mit den neuen Regeln hat».
Der beste Stabhochspringer der Welt kann die Aufregung im Lager seiner früheren Kollegen nicht verstehen. «Es sind doch nur kleine Änderungen. An 20 Millimeter weniger Auflagefläche werden Sechs- Meter-Sprünge nicht scheitern. Und bei den Frauen hat es in diesem Jahr schon mehrere Hallen-Weltrekorde gegeben», meinte Bubka. «Wenn du technisch sauber die Latte springst, bleibt sie liegen - so einfach ist das.»
Der 39 Jahre alte Sport-Botschafter aus der Ukraine ist seit 2001 Council-Mitglied der IAAF und gehört auch der Exekutive des Internationalen Olympischen Komitees (IOC) an. Bubka dominierte den Stabhochsprung bis Mitte der 90er Jahre. Sechs Mal war er Weltmeister. Seine Weltrekorde seien «für die Ewigkeit», glauben einige Stabhochspringer. 6,14 m hatte Bubka am 31. Juli 1994 in Sestriere im Freien überquert. Phänomenal: In seiner Heimatstadt Donezk war er am 21. Februar 1993 in der Halle (6,15 m) sogar noch einen Zentimeter höher geflogen.
«Ich war sicher ein kompletter, aber kein perfekter Springer», erklärte Bubka, «und so einen Springer wird es wieder geben. Dann fällt auch der Weltrekord.» Dieses Kunststück traut er «einigen» der jetzigen Asse zu - ohne Namen zu nennen. Sprünge über 6,20 m oder 6,30 m hält der Weltrekordler für möglich. «Das werden die neuen Regeln nicht verhindern. Entscheidend ist der Athlet, seine Kraft, Technik, Psyche.» Bubka grinst: «Viele Kollegen haben damals gesagt: Im 20. Jahrhundert fallen die sechs Meter nie.»