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Sportler des Jahres vorgestellt Sportler des Jahres vorgestellt: Der große Traum vom Achter

Von Thomas Tominski 14.04.2003, 14:48

Wittenberg/MZ. - Seit zwei Jahren sitzen Schlagmann Thomas Werner (38 Jahre), Matthias Balske (34), Jörg Schulze (30) sowie Lars Schindler (29) in einem Boot, den Grundstein für den Sieg bei der Gala legten sie bei den Landesmeisterschaften in Zschornewitz. Mit Platz vier ruderte der Doppelvierer zwar knapp am Treppchen vorbei, doch 671 Kreuzchen an der richtigen Stelle des Stimmzettels bildeten selbst für die Radiser "Spurtefixe" (517) eine unüberwindliche Hürde.

Vorbilder? Diese Frage avanciert zum Schenkelklopfer. "Die Gewinner von nationalen oder internationalen Wettkämpfen sind doch viel jünger als wir. Überhaupt: Helden auf Postern bestaunen, die Zeiten sind lange vorbei."

Die Steckbriefe: Lars Schindler gründet mit Freundin Sabine noch in diesem Monat eine Familie ("Es wird ein Junge"), arbeitet in Bitterfeld als selbstständiger Bauingenieur uns schippert in seiner Freizeit gern auf dem Surfbrett über die Ostsee. Da Lebensgefährtin Sabine demselben Hobby frönt, ist sich der 29-Jährige sicher, die richtige Wahl getroffen zu haben: "Diesen Schatz muss ich hüten, wie die Engländer ihre Kronjuwelen."

Der Lammsdorfer Elektro-Installateur Thomas Werner hat diesen ganzen Stress schon hinter sich. Mit Frau Grit drei Kinder groß gezogen (Die anderen lachend: "Werners hatten ein paar Jahre keinen Fernseher."), Haus gebaut, solide Lebens-Grundlage geschaffen. Im Sommer geht's an die Algarve, dem mediterranen Flair ist das Quintett seit Jahren erlegen.

Bauspengler Jörg Schulze lebt mit Freundin Yvonne plus zwei Kindern zusammen in Wittenberg, neben dem Rudern tobt er sich noch auf der Moto-Cross-Bahn in Trebitz aus. Matthias Balske (Kaufmann für Grundstückswirtschaft) dagegen zieht sich lieber ins stille Kämmerlein zurück. Buch lesen, Pearl Jam hören, sonntags "heimlich" im Kraftraum des Ruderclubs schwitzen; Freundin Simone und seine Tochter können mit seinem Ehrgeiz umgehen. Kleiner Streber? Schindler, Werner und Schulze schütteln mit den Köpfen. "Jeder will sich verbessern und der Beste sein. Konkurrenzkampf innerhalb des Bootes ist trotz fehlender personeller Alternativen völlig normal."

Als Quartett haben sie gelernt, mit Siegen oder Niederlagen umzugehen. In ihrer Kinder- und Jugendzeit gehörten sie bei nationalen Meisterschaften zum festen Inventar der Siegertreppchen. Heute ist der Erfolg eine Begleiterscheinung ihres Trainingsfleißes. Kurzum: Die Chemie im Boot muss stimmen, ein guter Ruderer erhält seinen Rundschliff in den Wintermonaten. Trotz Regen, Mücken und Gegenwind ist sich das Quartett sicher, die richtige Sportart im Leben gewählt zu haben.

Nur der fehlende Nachwuchs im Verein macht ihnen etwas Sorgen. "Es wäre schön, wenn sich noch mehr Kinder für das Rudern entscheiden würden." Kleines Lob am Rande: "Wir möchten uns auf diesem Weg bei allen bedanken, die uns ihre Stimme bei der Sportlerwahl gegeben haben." Jetzt fehlen zum großen Glück nur noch vier starke Männer.