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Spezial-Zuchtschau Spezial-Zuchtschau: Vierbeiner mit Aristokratie

22.07.2001, 15:12

Dessau/MZ. - Alle Viere von sich gestreckt liegt Theo mitten im Weg. Selbst Blinzeln strengt ihn an. Nur anderthalb Stunden nach Beginn der Schau, die bis in den späten Nachmittag dauern soll, ist der junge Tibet Terrier erst einmal völlig kaputt. Doch das kann er sich mit seinen vier Monaten noch leisten. Erst in acht Wochen etwa, wenn Sabine Tönnies mit ihm nach Leipzig fahren wird, wird es ernster werden. Dann soll auch er als Tsering Tsedrung Nima, wie der aus England stammende Theo ausführlich heißt, einer Jury vorgestellt werden. Schließlich haben seine Dessauer Besitzer mit ihm Einiges vor. Zuchtrüde soll er werden. Wofür sich die Vierbeiner in Zuchtschauen den guten Ruf holen können.

Die einheimischen Halter von tibetischen Rassen, zu denen Tibet Spaniel, Lhasa Apso, Tibet Terrier und Tibet Mastiff gehören, sind am Sonnabend im Saal des Landgasthofes "Burg Reina" übrigens deutlich in der Minderzahl. Mit ihren Lieblingen kommen die Besitzer aus Hamburg und Kiel ebenso wie aus Hannover oder Berlin, aus Leipzig und Wittenberg. Dass sich der Internationale Klub für Tibetische Hunderassen trotzdem für Großkühnau als Austragungsort entschied und das bereits zum achten Mal, hängt mit Ingo Markl zusammen. Seine Familie besitzt zwei Tibet-Terrier-Hündinnen und er hat beruflich unter anderem mit Hundefutter zu tun.

Züchter jedoch ist er nicht. Auf die Hunderasse ist seine Frau eher zufällig gestoßen. In der Fachzeitschrift "Der Hund" war ihr ein Foto aufgefallen. Zu der "Liebe auf den ersten Blick", wie es Markl bezeichnet, kam hinzu, dass auch der Charakter des auf dem Foto abgebildeten Tibet Terriers ihren Vorstellungen entgegen kam. Als ein bisschen eigensinnig und ein bisschen eigenständig beschreibt er die Rasse. Viel mit Erziehung sei da nicht. "Sitz, Platz, Fuß", das reiche. Etwas Disziplin müssen die Tibeter trotzdem zeigen, wenn sie zum einen im "Ring" laufen, einzeln oder in der Gruppe, immer aber an der Leine, und zum anderen auf einem Tisch von der Richterin genauestens begutachtet werden.

Dafür brauchen die Hunde offenbar auch Erfahrung. Denn Gabriele Engel aus Bergisch-Gladbach ist nicht enttäuscht, dass ihre Lhasa-Apso-Hündin in der Wertung "Offene Klasse" ihrer Konkurrentin unterliegt. "Mit 16 Monaten kann sie gegen eine Dreijährige nicht gewinnen", konstatiert die Züchterin. Sie hatte lange Zeit in Nordindien und Nepal gelebt und die Hunde mit dem dichten und langen Haarkleid dort kennen gelernt. Den ersten angeschafft hat sie sich später in Kanada. Etwas Aristokratisches hätten die Lhasa Apsos findet Gabriele Engel und spricht von der alten Hamilton-Linie. Sie schätzt aber auch die Fähigkeit dieser Rasse, ausdauernd in Höhen über 2500 Meter klettern zu können. Gern erinnert sie sich an eine achttägige Hütten-Tour, bei der sie mit einem fünfjährigen Tier täglich um die acht Stunden in den Bergen unterwegs war.

Als ernst und sensibel und überhaupt nicht verspielt versucht Frauke Neum aus Geilenkirchen das Besondere der Lhasa Apsos zu erklären. Man müsse sich das Vertrauen der Lhasas erst erringen, meint sie und vergleicht diese mit einem kleinen Menschen. "Sie sind ursprünglich und ziemlich kulturverbunden, so wie die Tibeter", sagt sie, nachdem der elfjährige Rüde in der Offenen und die zweieinhalbjährige Hündin in der Championklasse Pokale geholt haben. Frauke Neum hätte zwar gern etwas mehr Konkurrenz gehabt, trotzdem ist sie zufrieden.

Insgesamt fast 50 Hunde stellen sich bei dieser Zuchtschau in Großkühnau vor, bei der Anwartschaften für den Jugend-Champion, den internationalen Champion des Klubs für Tibetische Hunderassen und den Champion des Verbandes des Deutschen Hundewesens vergeben werden.