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Spektakel mit Feuer

Von Karl Ebert 11.04.2012, 20:35

Halle/MZ. - Während sich in der Arena nebenan seine Mannschaftskameraden für das Landesderby in der Fußball-Regionalliga warm liefen, drehte Steven Ruprecht einsam seine Runden auf dem Trainingsplatz nebenan - unter ständiger Beobachtung von Physiotherapeut Jens Neumann. Gern wäre der Innenverteidiger im Derby dabei gewesen. Doch ein Muskelfaserriss verhinderte das. Aber pünktlich zum Anpfiff war er ebenso auf seinem Platz im Stadion wie die Anhänger des 1. FC Magdeburg, die das Aufwärmprogramm ihrer Mannschaft boykottierten, und sah einen ungefährdeten 3:0 (2:0)-Erfolg seiner Teamkollegen. Und weil etwas später RB Leipzig 0:1 gegen Meuselwitz verlor, ist der HFC Tabellenführer.

Das Prestigeduell begann mit zehn Minuten Verspätung, weil noch nicht alle der 11 011 Zuschauer auf ihren Plätzen waren. Nach acht Minuten setzte der HFC mit einem Lattenschuss von Angelo Hauk ein Achtungszeichen. Nach der zweiten gelungenen Aktion der Rot-Weißen lag der Ball dann auch schon im Netz der Elbestädter. Und es war beileibe kein Zufall, dass ausgerechnet Dennis Mast sein erstes Saisontor erzielte. Der 20-Jährige überzeugt seit Wochen mit beständig ansteigender Form. Bereits im Landespokal bei Preussen Magdeburg (3:1) glänzte er als Vorbereiter aller drei HFC-Treffer. Nun bewies er auch Vollstrecker-Qualitäten. "Ich hätte allerdings noch ein Tor mehr machen müssen. Zum Glück hat Marco Hartmann meine zweite Großchance noch veredelt", sagte Mast. Auch Trainer Sven Köhler honorierte diese Leistung. "Dennis Mast war in einem längeren Formtief. Er hat sich selbst dort heraus gekämpft. Wir wurden dafür belohnt, dass wir im Sommer um ihn gekämpft haben, als andere Vereine ihn wegholen wollten."

Neben dem linken Außenspieler kam noch ein weiterer HFC-Akteur zu seiner Torpremiere. Sechs Minuten nach Mast brachte Sören Eismann die Saalestädter endgültig auf die Siegerstraße. Nach einer Ecke von Tino Lindenhahn zwang Maik Wagefeld den besten Magdeburger, Torwart Matthias Tischer, zu einer Glanztat, den Abpraller nickte Eismann ins Netz. Danach lief das Spiel nur noch in eine Richtung, und nach knapp einer halben Stunde scheiterte Mast an Tischer. Die HFC-Fans ließen sich davon die Laune nicht verderben. Sie hielten den Magdeburger Anhängern auf einem Plakat ein großes Scheunentor mit einem Traktor davor vor Augen mit dem Spruch: "Wir zeigen euch, wo euer Tor steht." Und auch FCM-Pressesprecher Stephan Lietzow wusste bereits zur Pause, dass alle Messen gelesen waren: "Ich habe einen Klassenunterschied gesehen", sagte er zu seinem halleschen Kollegen Jörg Sitte.

Nach dem Seitenwechsel hatten die Gäste die ersten beiden Aktionen, ehe erneut Mast zu einem Solo ansetzte. Erst blieb er an Tischer hängen, seinen anschließenden Heber köpfte Fernando Lenk von der Torlinie. Zum Glück lauerte im Hinterhalt Marco Hartmann, der mit seinem neunten Saisontor (50.) endgültig den Deckel auf den Derbysieg des HFC machte. Die Entscheidung in dem mit nur zwei Gelben Karten für die Gäste (Tobias Friebertshäuser, Christopher Wright) erstaunlich fairen Prestigeduell bekam Magdeburgs Präsident Peter Fechner gar nicht so richtig mit. Er kam erst gut eine Viertelstunde nach Wiederanpfiff aus dem Vip-Raum zurück zu seinem Platz. Er verpasste auch das unschöne Feuerwerk, das die FCM-Fans in ihrem Block zündeten.

In der letzten halben Stunde verwaltete der HFC das Ergebnis. Trainer Sven Köhler: "Das Spiel war nach dem 3:0 entschieden. Auch weil die Magdeburger dann eingesehen haben, dass ein 0:3 in 35 Minuten kaum noch aufzuholen ist."