Spanien Spanien: Pokalspiel in Sevilla erstickt in Gewaltorgie

Madrid/dpa. - Plötzlich fasste sich der Trainer des spanischen Erstligisten FCSevilla mit schmerzverzerrtem Gesicht an den Kopf, geriet ins Taumelnund ging dann bewusstlos auf dem Spielfeld zu Boden: In der 57.Minute des Viertelfinal-Rückspiels im brisanten Pokalderby beimLokalrivalen Betis Sevilla war der 52-Jährige von einer mit Wasserund Eis gefüllten Plastikflasche im Nacken getroffen worden, diejemand aus dem Publikum auf den Rasen geschleudert hatte. Das Spielwurde daraufhin beim Stand von 1:0 für die Gäste abgebrochen.
Ramos erlitt eine Gehirnerschütterung und wurde mit einer Trageaus dem Stadion gebracht. Doch damit nicht genug: Radikale Betis-Anhänger bewarfen den Krankenwagen, mit dem er in eine Klinikgefahren wurde, mit Steinen. Am Donnerstag wurde der Coach wiederentlassen und leitete sogar schon wieder das Training. «Ich kann michan nichts mehr erinnern», sagte er und zeigte sich zugleichversöhnlich: «Mit diesem Gewalttäter haben die echten Betis-Fansnichts zu tun.» Die Betis-Führung entschuldigte sich und kündigteErmittlungen an, um den Schuldigen ausfindig zu machen.
Die Presse schlug derweil Alarm. «Sie hätten Juande tötenkönnen!», stellte die Sportzeitung «Marca» erschüttert fest. InSpanien würden bereits Verhältnisse wie in Italien herrschen. «Dasist kein Fußball mehr», meinte auch das Konkurrenz-Blatt «As». Dennauch der Präsident des FC Sevilla, José María del Nido, war auf derTribüne beschimpft und von einem Feuerzeug am Nasenbein verletztworden. Die Spieler des UEFA-Cup-Siegers hatten ihre Umkleideräumewegen eines beißenden Gestanks zunächst gar nicht betreten können:Denn jemand hatte den Boden mit Natronlauge und Ammoniak «geputzt».
Allerdings sind beide Clubs an der «Schande von Sevilla» («ElPaís») nicht schuldlos. Die Führungen der zwei für ihre erbitterteFeindschaft bekannten Vereine hatten sich in den vergangenen Wochenheftigst attackiert und damit zur Eskalation in der südspanischenMetropole maßgeblich beigetragen. «Die Clubchefs Del Nido und ManuelRuiz de Lopera müssten aus dem spanischen Fußball verbannt werden»,forderte die Zeitung «El País», die beide als kindische Brandstifterbezeichnete. Die Disziplinarkommission des spanischen Verbandes mussnun entscheiden, ob die Partie zu Ende gespielt oder der FC Sevillazum Sieger erklärt wird. Auch über eine Strafe muss beraten werden.
Grund zum Jubeln hatte dagegen Bernd Schuster, der mit dem FCGetafe erstmals in der Vereins-Geschichte in das Halbfinale desspanischen Pokals einzog. Der bescheidene Madrider Vorstadt-Club, deram Wochenende in der Liga auf Real Madrid trifft, verlor zwar bei CAOsasuna 0:1 (0:1), hatte das Hinspiel aber 3:0 für sich entschieden.«Schuster hat Geschichte geschrieben», lobte die Presse. «Wir müssenauf dem Boden bleiben», warnte der deutsche Trainer jedoch vor allzuhohen Erwartungen. Auch Deportivo La Coruña und der FC Barcelonaerreichten die Runde der besten Vier.