Spanien Spanien: Deutscher soll den Fluch brechen

Madrid/dpa. - «BarÇa» verschliss seither neun Keeper, keiner konnte sichauf dem Schleudersitz halten.
Nun will Robert Enke sich an dieser Aufgabe versuchen. «Ich habekeine Angst», gibt der Ex-Mönchengladbacher sich selbstbewusst. «Ichwill versuchen, dem Lauf der Dinge eine neue Richtung zu geben. DieVerantwortung reizt mich.» Der junge Torwart, der am Samstag 25 Jahrealt wird, war im Sommer von Benfica Lissabon nach Barcelonagewechselt. Nun ist er der einzige deutsche Profi in Spaniens«Primera División», die sich als die beste Liga der Welt rühmt.
Die schwerste Hürde hat der «fliegende Robert» in Barcelonaallerdings noch vor sich. Er muss sich den Stammplatz im BarÇa-Torerkämpfen, den zuletzt Roberto Bonano, Mitglied des argentinischenKaders bei der Weltmeisterschaft, innehatte. Und damit nicht genug:Aus dem Duell der beiden Robertos wurde mittlerweile ein Dreikampf.Nachwuchskeeper Víctor Valdés, der eigentlich nur für die B-Mannschaft in der dritten Liga vorgesehen war, stahl Enke und Bonanoin den Vorbereitungsspielen die Show. Nun scheint der 20-Jährigeplötzlich der lachende Dritte zu sein.
Weshalb der Posten des Torwarts bei den Katalanen so schwierig istbeschreibt der langjährige Torwarttrainer Frans Hoek: «Bei uns istder Torwart der elfte Feldspieler. Hier hätte es sogar ein Mann wieOliver Kahn schwer, einen Stammplatz zu bekommen.» Der FC Barcelonaspielt unter Trainer Louis van Gaal mit einer weit vorgezogenenAbwehrreihe. Der «Torwart der Zukunft», wie ihn der Club sichvorstellt, muss nicht nur den Strafraum, sondern zuweilen auch wieein Libero weite Teile der eigenen Spielfeldhälfte beherrschen. «BeiBarcelona muss der Torwart mitspielen und sehr flink sein», sagteEnke dem Fachblatt «Sport». «In dieser Hinsicht muss ich noch besserwerden. Das Spiel mit den Füßen war bisher nicht meine Stärke.»
Der Jenaer galt einst als einer der talentiertesten deutschenTorhüter und gehörte zeitweise zum erweiterten Kreis derNationalmannschaft. Mit 19 Jahren gab er sein Bundesliga-Debüt beiBorussia Mönchengladbach. Als sein Club 1999 mit rekordverdächtigen79 Gegentoren abstieg, wechselte Enke zu Benfica Lissabon, wo mitJupp Heynckes ein weiterer Ex-Gladbacher gerade einen Vertrag alsTrainer unterzeichnet hatte.
In Portugal wurde Enke zwar als «Elfmetertöter» und zuverlässigerKeeper gefeiert, aber in seiner Heimat geriet er weitgehend inVergessenheit. Manchester United wollte ihn verpflichten, aber Enkelehnte ab, weil er bei ManU nur die Nummer 2 hinter dem FranzosenFabien Barthez gewesen wäre. In Barcelona will er sich nun denStammplatz erkämpfen und DFB-Teamchef Rudi Völler auf sich aufmerksammachen: «Wenn ich hier spiele, könnte sich das Tor zum Nationalteamfür mich wieder auftun. In Barcelona stehen die Chancen besser als inLissabon.»