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Sonderausstellung Sonderausstellung: So eine Wirtschaft im Museum

18.03.2001, 14:47

Wiehe/MZ/jos. - Vor einem Jahr wurde durch den Heimatverein Wiehe im frisch restaurierten Gebäude der alten Schule ein kleines Museum eingerichtet. Über 1 000 Besucher haben sich bisher die interessanten prähistorischen Funde, die vielen zeitgenössischen Ausstellungsstücke aus dem Handwerk der Urgroßväter oder das komplette alte Klassenzimmer angesehen. Doch den Heimatfreunden reichte das Herrichten einer Dauerausstellung nicht aus.

Am vergangenen Wochenende stellte Vereinsvorsitzender Heinz Kubatz interessierten Gästen eine Sonderausstellung über die Geschichte der heimischen Wirtschaft und deren Bedeutung vor. Gleichzeitig verwies er auf die vielen Jubiläen, die in diesem Jahr ins Haus stehen. Beispielsweise wurde vor 130 Jahren die erste Ausgabe der Zeitung "Goldene Aue und Finne" herausgegeben. Die Tageszeitung wurde erst während des 2. Weltkrieges eingestellt. Wiehe hatte auch mehrere Brauereien.

Das Brauhaus am Markt, welches vor 170 Jahren abgerissen wurde, gab den Einwohnern vor dem Beginn des Brauens bekannt, dass niemand Abwasser in das offene Flüsschen, das damals die Stadt querte, einleiten soll, da man wieder Brauwasser entnehmen wolle. In der Sonderausstellung erfährt der Besucher auch Einiges über die Geschichte des Maschinenbaus der Stadt. vor 75 Jahren erweiterte die Firma Boseck durch den Bau eines mehretagigen Produktionsgebäudes ihren kleinen Betrieb zur Herstellung von Maschinen für die Kohlepapier- und Farbbänderfertigung.

Während die Ausstellungsgäste in den zahlreichen Mappen über die Geschichte der Post, der Böttcherei, der Sparkasse etc. blätterten, gab es am Stand der Doxa-GmbH ein interessantes Gespräch zwischen Geschäftsführerin Helgard Butzmann, Heinz Kubatz und Walter Kutscher. Walter Kutscher hatte als ehemaliger Mitarbeiter der Firma Boseck, aus der sich später das Plastmaschinenwerk und die Demag ergotech entwickelten, eine Menge Interessantes zu erzählen.

Neu war beispielsweise die Entstehungsgeschichte der ersten Kunststoffverarbeitungsmaschine. Eigentlich sollte die Firma Boseck Ende der vierziger Jahre Kunststoffe aus Leuna verbrennen, doch dies funktionierte nicht. Ein Teil des Kunststoffes fiel auf die Metallgießmaschinen und verflüssigte sich dort. Dies war der Anfang der Entwicklung der Plastgussmaschinenfertigung in Wiehe, denn aus diesem "Betriebsunfall" wurde ein Auftrag zur Entwicklung von kunststoffverarbeitenden Maschinen, die auch Helgard Butzmann in ihrem Unternehmen einsetzt.

Besonderes Lob erhielt Loritta Wolf, die in einer Arbeitsbeschaffungsmaßnahme wesentlichen Anteil am Aufbau des Museums und der Zusammenstellung der Dokumente für die Sonderausstellung hatte.