Sky Sky: Murdoch schmiedet Pay-TV-Reich
Das kann nicht jeder - Konzerne von der linken in die rechte Tasche verkaufen und dabei einige Milliarden Spielgeld in die Hand bekommen. Medienmogul Rupert Murdoch ist gerade dabei, das erfolgreich zu tun, um den größten Medienkonzern der Welt zu schmieden. Der 83-jährige hat den von ihm kontrollierten britischen Bezahlsender BSkyB angewiesen, die Bezahlsender Sky in Deutschland und Italien zu kaufen. Beide gehören Murdochs Medienholding 21st Century Fox. Murdoch verkauft also an sich selbst. Rund neun Milliarden Euro umfasst die Transaktion, von denen 6,7 Milliarden Euro bei 21st Century ankommen dürften. Mit diesem Geldsegen kann Murdoch weit Größeres bewirken.
Er wird damit aller Voraussicht nach, sein Übernahmeangebot für einen anderen US-Medienriesen aufstocken, Time Warner mit dem Nachrichtensender CNN, den Filmstudios Warner Brothers oder dem US-Bezahlsender HBO. Murdochs Offerte steht bei 80 Milliarden Dollar (59 Milliarden Euro). Kommt er zum Zug, wäre Disney als globale Nummer eins der Branche abgelöst. Noch zeigt Time Warner-Chef Jett Bewkes dem gebürtigen Australier die kalte Schulter. Zusätzliche Murdoch-Milliarden aus Europa könnten Bewkes und die Time Warner-Aktionäre gewogen machen.
Ein europäischer Bezahlfernsehriese
Der 83-jährige arbeitet am vielleicht letzten, in jedem Fall spektakulärsten Deal seiner schillernden Karriere. Er hat zudem einigen strategischen Sinn. BSkyB ist der profitabelste Bezahlsender in Europa. Dort lagernde Gelder können sinnvoll genutzt werden, um einen europäischen Bezahlfernsehriesen zu schmieden mit fast 20 Millionen Abonnenten in Großbritannien, Italien und Deutschland. Bei BSkyB hält Murdoch zwar nur 39 Prozent der Anteile, während er Sky Italia komplett und Sky Deutschland zu gut 57 Prozent besitzt. Aber daran, dass er BSkyB auch mit knapp vier Zehntel der Anteile kontrolliert, gibt es keinen Zweifel.
Nebeneffekt des Ganzen ist es, dass BSkyB außenstehenden Aktionären von Sky Deutschland ein Übernahmeangebot machen muss. Das genügt mit 6,75 Euro je Aktie, ein Prozent über Schlusskurs vom Donnerstag, gerade gesetzlichen Anforderungen und dürfte die Wenigsten zum Verkauf reizen.
Strategisch ist der Schulterschluss der Bezahlsender Murdochs bedeutsam, weil die Konkurrenz zunehmend härter wird. In Europa sind das nicht nur die französische Canal-Plus-Gruppe oder der spanische Telefonica-Konzern sondern immer mehr auch der US-Onlinedienst Netflix, der zum Beispiel diesen September auch in Deutschland startet. Zudem belauern Internet-Riesen wie Google oder Amazon die TV-Märkte.
Die Macht ausspielen
Noch mehr in Bewegung setzen würde eine Fusion aus 21 Century und Time Warner, was rund eine Milliarde Dollar Kosten sparen und in den USA eine mediale Macht riesigen Ausmaßes schaffen würde. Eine solche auszuspielen hat sich Murdoch noch nie gescheut. Kartellrechtlich müsste er sich dann wohl den US-Nachrichtensender CNN verkaufen, wenn er Fox News (21 Century) behalten will. Aber das wäre zu verkraften und das Erbe bestellt. Murdoch hat sechs Kinder.
Es wäre zudem Balsam für eine lädierte Milliardärsseele. Von seiner dritten und 38 Jahre jüngeren Frau Wendi Deng ist Murdoch frisch geschieden. In England sorgte jüngst ein Abhörskandal für Rückschläge. Da wäre Time Warner ein willkommener Trost.