Skispringen Skispringen: Martin Schmitt bleibt weiter im Sinkflug
Kuusamo/dpa. - Der anhaltende Sinkflug von Martin Schmitt treibtden Verantwortlichen im Deutschen Skiverband (DSV) die Sorgenfaltenauf die Stirn und könnte den viermaligen Weltmeister in Kürze sogarden Platz im Weltcup-Team kosten. Nach dem enttäuschenden Auftakt mitzwei 40. Plätzen geht es für Schmitt am kommenden Wochenende inTrondheim schon um Alles oder Nichts. «Wir warten mal das Training inLillehammer ab, da war er eigentlich immer gut. Wenn es jedoch nichtbesser wird, werden wir ihn sicher aus dem Weltcup herausnehmen»,kündigte der Technische Leiter Skisprung, Rudi Tusch, Sondermaßnahmenfür den 26-Jährigen an.
Zwei Jahre hält das Tief des ehemaligen Höhenfliegers bereits an,und ein Ende ist nicht in Sicht. «Ich mache mir Sorgen. Wenn wirMartin bis zur Vierschanzentournee nicht hinbekommen, wird es für ihnschwer, sich für die WM zu qualifizieren», sagte Tusch. Um das Ticketfür Oberstdorf zu lösen, müsste Schmitt einmal unter die Top Achtoder zwei Mal unter die besten 15 springen.
Davon war der Furtwangener in Kuusamo meilenweit entfernt.Bundestrainer Peter Rohwein weiß zwar, wo der Fehler im System liegt,aber nicht, wie man ihn abstellen kann. «Der Absprung und dieÜbergangsphase - das ist sein Leid. Daran müssen wir weiterarbeiten», sagte Rohwein. Eine Sonderrolle will der neue Coach demMannschafts-Olympiasieger dabei nicht einräumen. «Martin steht zwarseit Jahren im Rampenlicht, aber er ist dennoch Teil der Mannschaft.Im Training zählt jeder gleich», erklärte Rohwein.
Der Bundestrainer weiß jedoch auch um die Bedeutung Schmitts fürein schlagkräftiges Team bei der WM. Sollte nach Sven Hannawald auchder zweite Siegspringer vergangener Tage bei den Titelkämpfen imFebruar ausfallen, würde die angestrebte Medaille in ganz weite Fernerücken. Eine gezielte Vorbereitung in der Heimat an Stellewöchentlicher Misserfolge im Weltcup könnte für Schmitt vor allem auspsychologischer Sicht wertvoller und daher das richtige Rezept sein.
Schmitt selbst übt sich in Durchhalteparolen. «Ich hätte Bedenken,wenn ich sehen würde, dass ich das Potenzial nicht mehr habe. Das istaber nicht der Fall. Ich glaube schon, wieder an alte Zeitenanknüpfen zu können», sagte der Schwarzwälder. Trotz der Durststreckehabe er keine Motivationsprobleme, versicherte der Doppel-Weltmeistervon 1999 und 2001. «Ich muss jetzt weiter knochenhart schuften»,sagte Schmitt, der allerdings ebenfalls nicht weiß, wo er ansetzensoll: «Ich weiß auch nicht, woran es liegt.»
Zimmerkollege Alexander Herr kennt aus eigener leidvollerErfahrung die Gemütsverfassung Schmitts. Entsprechend rücksichtsvollverhielt sich der Schonacher nach seinem zweiten Platz zum Auftakt.«Es hat keine Jubelarien im Zimmer gegeben, so fair war er früherauch immer. Wenn es nicht so läuft, muss man oft erst einmal zur Ruhekommen und über seinen Sprung nachdenken», erklärte Herr, derunvermittelt in die Rolle des Ratgebers geschlüpft ist. «Wir redenüber die Technik. Ich versuche, ihm ein paar Sachen zu sagen»,berichtete Herr. Im Trainingslager in Lillehammer wird es in dieserWoche wohl erhöhten Gesprächsbedarf geben.