Skispringen Skispringen: Georg Späth genießt seinen Tournee-Erfolg

Garmisch-Partenkirchen/dpa. - Unzählige Mikrofone strecken sich Georg Späth entgegen. Die Journalistentraube wird stetig größer, nur die weiße Mütze des hoch aufgeschossenen Skispringers ist noch sichtbar. Alle drängen sich um den Sensations-Dritten beim Neujahrsspringen von Garmisch-Partenkirchen, bombardieren ihn mit Fragen. «Das ist ein neues Gefühl. Schön, dass ich auch ein Mal so viel Aufmerksamkeit genießen kann», sagt der 22-Jährige mit ruhiger Stimme. Fast über Nacht hat sich der Allgäuer vom Mitläufer zum Vorspringer der deutschen Mannschaft gemausert und lässt die derzeit etwas flügellahmen DSV-Adler Sven Hannawald und Martin Schmitt fast vergessen.
In der neuen Rolle scheint sich Späth nicht unwohl zu fühlen, auch wenn er eher ein Mann der leisen Töne ist. «Ich verbreite jetzt keine Hochstimmung», betont der Sportsoldat. Auch die Hierarchie im Team verändere sich nicht. «Die hat sich durch die Erfolge von Sven und Martin über Jahre aufgebaut», sagt Späth, der aber nichts dagegen hätte, bei der Vierschanzentournee bester Deutscher zu werden: «Das ist sicherlich ein Ziel.»
Vor Saisonbeginn in der internen Wertung der deutschen Skispringer eher im zweiten Glied, hat sich Späth urplötzlich in den Vordergrund gesprungen. «Das kam für mich sehr überraschend. Ich habe das nicht erwartet», sagt der Olympia-Teilnehmer von Salt Lake City, der dort allerdings keinen Platz im Gold-Team hatte. «Im Moment ist es ein Genuss, die Tournee zu springen.»
Mit neun Jahren kam der Hauptgefreite der Bundeswehr durch eine Zeitungsannonce zum Skispringen. Dabei fiel der Knirps Peter Leihner auf, der bis heute sein Heimtrainer ist. Seine Stärken sieht Späth vor allem in der Schnellkraft. «Ich kann dadurch gut abspringen. Das Fliegen liegt mir dagegen nicht so», gibt der Tournee-Aufsteiger zu.
Weshalb der Knoten erst nach vier Jahren im A-Kader geplatzt ist, kann sich der Dritte der Tourneewertung nur bedingt erklären. Die gute Saisonvorbereitung und die optimale Betreuung führt er als Gründe für seine Leistungsexplosion an. Vor allem Co-Trainer Peter Rohwein sei ein Glücksfall. «Er arbeitet sehr akribisch mit uns. Ich habe viel gelernt», erzählt Späth. Zudem geben ihm die Trainer das Gefühl, vorne mitspringen zu können. «Sie glauben an mich und betrachten mich nicht mehr nur als Anschlusskader.» Im Gegensatz zum früheren Bundestrainer Reinhard Heß. «Der hat zugegeben, dass er mir das nie zugetraut hätte», meint Späth und schmunzelt dabei.
Mit den 10 000 Schweizer Franken (rund 6430 Euro), die er für seinen bisher größten Erfolg erhielt, will sich Späth seine Wohnung gleich neben der Schattenberg-Schanze in Oberstdorf einrichten. «Das kommt mir sehr gelegen», sagt der Single. Zudem gebe ihm sein erster Top-3-Platz sehr viel Selbstvertrauen. «Es beruhigt mich unheimlich, wenn ich weiß, dass ich auch mit zwei nicht perfekten Sprüngen so weit vorne lande.»