Skilanglauf Skilanglauf: Wo ist Behle? - genau am richtigen Fleck

Soldier Hollow/MZ. - Und wo ist Behle jetzt? - Genau am richtigen Fleck als Noch-Disziplincoach der deutschen Langläufer und demnächst als zu befördernderBundestrainer. Zwei Jahre ist erst her, dass er die damals eher mittelmäßigen Läufer übernommen hat. In unglaublich kurzer Zeit schaffte er Ungewöhnliches. Nach dem zweiten Platz von Rene Sommerfeldt im 50-Kilometer-Lauf beider vorjährigen Weltmeisterschaft in Lahti ist nun der Knoten endgültig geplatzt. Rang drei der deutschen Männerstaffel in Salt Lake City, die beiden olympischen Silbermedaillen von Evi Sachenbacher und Peter Schlickenrieder im Sprint über 1,5 Kilometer als bereits große Überraschungen und jetzt der sensationelleOlympiasieg der Frauen-Staffel bescheinigen Behle, ganze Arbeit geleistet zu haben.
Dabei griff der Mann aus Willingen tief in die Trickkiste. Erst wenige Minuten vor dem Staffelstart hatte er davon erfahren, dass die hoch favorisierten Russen und der Außenseiter Ukraine durch die Schutzsperren wegen eines zu hohen Hämatokritwertes im Blut von der fünfmaligen Olympiasiegerin Larissa Lasutina und Walentina Schewschenko nicht starten durften. Dieser mögliche Blutdoping-Fall zwang Behle in Minutenschnelle zum Ändern der Mannschafts-Taktik. Startläuferin Manuela Henkel sollte durch das plötzliche Fehlen von Olga Danilowa gleichvoll auf Angriff laufen und die sonst verordnete Zurückhaltung gegen die überlegenen Russinen aufgeben.
Der Coup ging voll auf, denn Henkel wechselte als Erste an Viola Bauer, die wie auch die Dritte im Bunde, Claudia Künzel, bravourös lief. Für Evi Sachenbacher in der Schlussposition dachte sich Behle eine verblüffende Taktikaus. Sie sollte die Norwegerin Antia Moen am letzten Berg attackieren und müde machen. Auf der Abfahrt zum Ziel hieß es auf Behles Rat hin das Tempo zu drosseln und sich einwenig zu erholen, um im Finish das Letzte aus sich herauszuholen. Eine taktische Meisterleistung, mit der Moen zermürbt wurde. Die Norwegerin steckte im furiosen Spurt gegen Evi Sachenbacher auf.
"Eine solche Chance gibt es wahrscheinlich nur einmal im Sportlerleben. Und die mussman nutzen", sagte der kühle Rechner. Dias Szenario ging auf. Viele hatten solche Cleverness dem Willinger nicht zugetraut. Ausgerechnet Behle, wird sich mancher sagen. Der Solist von früher mit Hang zur Eigenbrötlerei erweist sich als ein wahrer Teamchef. Schnell erkannte er die Hindernisse in Deutschland für Langlauf-Klasseleistungen.Egoistischen Interessen im Kleinstaaten-Stil von Sachsen, Thüringern, den Württembergern und Bayern sagte der Trainer den Kampf an und setzte sich durch.
Er spricht dabei von einem Lernprozess. Kein anderer als er hatte sich beizeiten vom Deutschen Skiverband abgenabelt und ein eigenes Langlauf-Profiteam gegründet. An den Funktionären ließ der sechsmalige Olympia-Teilnehmer als Aktiver kein gutesHaar. In der Zeit, als der Zwist zwischen Johann Mühlegg und dem Verband besonders hoch kochte, stellte sich Behle demonstrativ vor den jetzigen spanischen Olympiasieger. Sogar ein allerdings vergebliches Bittgesuch an die Ski-Verantwortlichen war darunter, Mühlegg nach dessen Rauswurf wieder in die deutsche Mannschaft zurück zu holen.
Mit dem Staffel-Olympiasieg erlebte Behle einen seiner glücklichsten Tage und feierte diesen ausgiebig mit den vier Frauen.