Skat-Europa-Meisterschaft Skat-Europa-Meisterschaft: Nicht nur das Reizen will gekonnt sein
Kemberg/MZ. - "Skat", sagt der Pensionär, "Skat ist Denksport. Da muss man scharf kalkulieren." Was er freilich zugibt ist, dass auch immer eine Portion Glück im Spiel ist. Das betrifft das Blatt natürlich. Und den Skat: "Der muss auch passen."
Auf Glück hofft und auf sein jahrelang trainiertes Können verlässt sich Dieter Schmidt, wenn er sich an einem der zahlreichen Tische der Seefelder WM-Halle niederlassen wird. Sein Ziel: "Wenn ich so um den hundertsten Platz lande, bin ich sehr gut." Immerhin wird mit rund 600 Teilnehmern bei der Europameisterschaft gerechnet.
Dass Skat richtig anstrengend werden und in Stress ausarten kann, ahnt, wer das Programm kennt. Nicht ein oder zwei, sechs Tage lang wird gespielt. Pro Tag drei Serien. Eine Serie umfasst 48 Spiele und muss binnen zwei Stunden absolviert sein. Schmidt: "Als ich das erste Mal bei so einer Meisterschaft die Karten in die Hand nahm, war ich am Ende fix und alle, konnte nicht mal mehr ein Bier trinken."
Und dass die Sitten ziemlich streng sind, weiß er auch zu berichten: "Kein Alkohol, keine Unterhaltung am Spieltisch, dafür volle Konzentration. Für je vier Tische ist ein Schiedsrichter zuständig, der auf die Einhaltung der Regeln achtet." Die haben oft eine Menge zu tun, um Streitfälle zu schlichten. "Es gibt ja auch Trickser oder jene, die, wenn sie schlecht stehen, einfach die Karten hinwerfen."
Es ist im Übrigen nicht sein erster Auftritt bei der Skat-Elite: Der Kemberger bestritt bereits zwei Weltmeisterschaften. "In Spanien wurde ich 168." Übrigens tritt Schmidt auch für die spanische Nationalmannschaft an. Denn der Pensionär hat sich in Andalusien einen Zweitwohnsitz eingerichtet. Aus gesundheitlichen Gründen. "Wegen meiner Rückenprobleme hat mein Arzt mir dringend Wärme und Schwimmen empfohlen. Und das hilft tatsächlich."
Die Kunst des Skat gelernt hat Dieter Schmidt als Jugendlicher in der Kneipe: "Da saßen die Rentner und spielten Bierlachs. Ich habe damals etliche Runden verloren." Wie heute, wenn er, um nicht aus der Übung zu kommen, bei der Kemberger Skat-Gemeinschaft das Blatt in die Hand nimmt. "Beim Bierlachs wird nicht frei gespielt, sondern gemauert. Das bin ich nicht gewohnt und verliere prompt die ersten Spiele."
Und Schmidts Frau, schwingt sie auch die Karten? "Um Himmels Willen. Meine Interessen gehen in die künstlerische Richtung." Nach Seefeld fährt Sonja Schmidt dennoch mit. "Langweilen werde ich mich nicht. Da gibt es schließlich so eine Art Damenprogramm."