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Segelflug- WM Segelflug- WM: Teamfliegen macht Konkurrenz nervös

Von Karl Morgenstern 04.08.2003, 16:09

Leszno/Polen/dpa. - Nach sechs schwierigen Wettbewerbsflügen, bei denen Gewitter und kräftige Schauer viele Favoriten «abstürzen» ließen, reibt sich die Konkurrenz verwundert die Augen: Drei deutsche Piloten rangieren in der 15-m-Klasse unter den ersten fünf.

Michael Grund, der 34-jährige Wirtschaftsingenieur aus Stuttgart, der schon zum vierten Mal an Segelflug-Weltmeisterschaften teilnimmt, ist Zweiter und darf ernsthaft vom Championat träumen. Werner Meuser, der «Mann, der mit dem Bauch fliegt»», der 1997 im französischen St. Auban und 2001 in Südafrika Weltmeister war, liegt mit seinem Ventus 2ax schon wieder auf dem 3. Rang. Und Axel Horn aus Hockenheim, Fünfter der letzten WM im südafrikanischen Mafikeng, ist Fünfter.

Abgehängt sind Routiniers wie der schwedische Ex-Weltmeister Göran Ax, das amerikanische Flieger-Idol Karl Striedieck und die erfahrenen Airline-Piloten Steven Raimond (Niederlande), Frederic Hoyeau (Frankreich) und Antti Lehto (Finnland). Allesamt Piloten, die auch Titelträume gehegt hatten.

Das «Geheimnis» des deutschen Trios: Teamfliegen. Was vor vielen Jahren die Polen beispielhaft exerziert und dann die Franzosen jahrelang mit Erfolg trainiert haben, ist jetzt das Erfolgsrezept der drei Deutschen. Sie suchen sich gemeinsam den günstigsten Abflugzeitpunkt - gut beraten vom deutschen Meteorologen Erland Lorenzen - aus und landen am Ende so gut wie immer einträchtig nebeneinander. Meistens vorn.

Wie weit ihr Teamwork geht, beweist, dass Weltmeister Meuser sogar an den letzten deutschen Meisterschaften in Aalen (zugleich WM-Qualifikation) teilgenommen hat, obwohl er als Champion automatisch für Leszno qualifiziert war. Das Ergebnis: Auch Michael Grund bekam das Leszno-Ticket. «Wir konnten Teamfliegen üben», berichtete Werner Meuser, «deshalb war ich in Aalen dabei.»

Nur einer leistet dem deutschen Trio noch ernsthaft Widerstand: John Coutts, ein 28-jähriger neuseeländischer Ingenieur, der im Grunde nichts anderes macht als Segelfliegen, führt nach drei souveränen Tagessiegen mit 169 Punkten Vorsprung vor Grund und 183 vor Meuser. Meuser erinnerte sich: «In Südafrika hatte Coutts auch lange geführt - und dann verließen ihn die Nerven. Nichts war's mit dem Titel.» Noch fliegen die drei Deutschen nach der Maxime «Gemeinsam siegen ist schöner», doch Weltmeister kann nur einer werden.

Dass in der 15-m-Rennklasse nicht wie in den anderen Klassen Airline-Piloten vorausfliegen - Karow in der Offenen Klasse, der Engländer Davis in der Standardklasse und der Österreicher Janowitsch in der 18-m-Klasse -, kommentierte Titelverteidiger Meuser lachend: «Wir sind eben die 'Arme-Leute-Klasse'.»