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Schwimm-EM Schwimm-EM: Nur wenige Schwimmer schwimmen im Geld

Von Richard Janssen 25.07.2002, 13:51

Berlin/dpa. - Auf knapp zehn Millionen Euro wird «Franzi» inzwischengeschätzt. Mit einem neuen Weltrekord über 200 m Freistil will siekommende Woche wieder Schwimm-Geschichte schreiben - und am Marktbleiben.

«Das ist ihr Image, ihre Persönlichkeit», sagt Cheftrainer RalfBeckmann vom Deutschen Schwimm-Verband (DSV), «das Schwimmen ist danur noch Transportmittel.» Profi Franziska van Almsick steht da ineiner Reihe mit den Großverdienern Ian Thorpe (Australien) undAlexander Popow aus Russland. Andere können davon nur träumen. DieHamburgerin Sandra Völker (28), Weltrekordlerin und dekoriert mit 55internationalen Medaillen, wird bisher auf immerhin rund 400 000 Euround ein aktuelles Jahreseinkommen von 100 000 Euro geschätzt. Dasreicht, um noch etwas für die Zukunft zurückzulegen. Franziska vanAlmsick kommt nach Schätzungen trotz langer sportlicher Flaute auf300 000 Euro pro Jahr. Beckmann: «Bei Sandra Völker ist das mehr vonder Leistung abhängig.»

Das gilt auch für Thomas Rupprath. Der Profi-Schwimmer verdientnach Experten-Meinung rund 50 000 Euro im Jahr und kann sich damitals 25-Jähriger einen guten Lebensstandard leisten. Im Moment - fürdie Zukunft muss er sich etwas einfallen lassen. Beckmann: «FürRupprath könnte diese EM auch der finanzielle Durchbruch werden.» DerWuppertaler will mit Weltrekord zum Titel über 100 m Schmetterlingschwimmen. «Die EM kann ihm schlagartig viele Türe öffnen», sagteBeckmann.

Aber der Markt ist in der schwächelnden Konjunktur hart umkämpft.Der Kuchen ist kleiner geworden - und immer mehr wollen davon leben.«Ich sehe die Tendenz, dass immer weniger immer mehr bekommen», soein Werbe-Experte. Der sportliche Erfolg reicht da schon lange nichtmehr - die Ausstrahlung muss stimmen. Man muss über den Sport hinausinteressant sein.

Franziska van Almsick war nach der politischen Wende zum richtigenZeitpunkt am richtigen Platz. Dazu schön, schnell im Wasser und frechan Land. Die typische Berliner Göre. Dazu das richtige Management unddie Zeiten des allgemeinen wirtschaftlichen Aufschwungs.

Jetzt kränkelt die Wirtschaft. Die Erlangerin Hannah Stockbauerbekommt das zu spüren. Auch als zweifache Weltmeisterin von Fukuoka2001, Sportlerin des Jahres und Model im Playboy muss die 20-Jährigeum jeden Vertrag kämpfen. Beckmann: «Das ist ganz, ganz mühevoll.»Und die Unabhängigkeit des Athleten muss gewahrt bleiben. Wenn mitdem sportlichen Misserfolg auch der finanzielle Abstieg droht,«werden auf dem Startblock die Arme schwer» (Beckmann).

Das Gros der Schwimmer wird in Deutschland vom Schwimmen nie lebenkönnen. Deshalb gilt es, Sport mit Schule und Beruf unter einen Hutzu bringen. Die Zukunft muss geplant sein. Der Verband und dieDachorganisationen tragen hier Verantwortung. Das Einkommen des«normalen» deutschen Schwimmers setzt sich aus Erfolgsprämien derDeutsche Sporthilfe, einer Verbandspauschale und Beteiligung an denDSV-Sponsoreneinnahmen zusammen. Dies reicht zum Leben - aber auchnur im Erfolgsfall. Und das gilt auch nur für die Schwimmer.Wasserspringer, Langstreckler und Synchronschwimmerinnen nagen daschon am Hungertuch.