Schloss Trebitz Schloss Trebitz: Große Pläne vom Windrad verweht
Trebitz/MZ. - Der Mann steht still und lauscht. Und? Nichts. Ein vorlauter Vogel, ein vorbei brausendes Auto. Dann wieder nichts. Axel Alexander Ziese horcht angestrengt weiter, das Großwindrad fest im Blick. Man kann nur sehen, wie die Rotoren die Trebitzer Luft durchschneiden. "Genau zu hören sind sie aber bei Ostwind, und bei Nordwind und dann natürlich nachts, wenn alle Nebengeräusche wegfallen", beteuert er mit beredtem Augenaufschlag: Er bilde sich den Lärm nicht ein, er nicht und auch all' die anderen nicht, die in seinem Schloss gelebt haben.
Zum Beispiel der Schriftsteller. Der wollte sich hier in Klausur begeben, rang bei dem steten Zischen der Anlage jedoch vergebens nach den richtigen Worten. Er zog aus; andere sind gar nicht erst eingezogen. Es hat sich herumgesprochen: Direkt vor dem Gemäuer steht eine 66-Meter-hohe Künstlerscheuche. Die macht das ehrgeizige Projekt, hier ein Kunst- und Kulturzentrum zu errichten, zunichte. Ziese: "Es ist aus und vorbei, eine Katastrophe". Den Kaufvertrag mit der Gemeinde lässt er gerade annullieren.
Vor einem Jahr hatte der Mann vom Nürnberger Forschungsinstitut Bildender Künste das Schloss gekauft, um sich den Traum einer Wirkungsstätte in fruchtbar-idyllischer Lage zu erfüllen. Ziese selbst ist Maler, Autor und war einst Professor für Kommunikationswissenschaft. Damals im Sommer lag es wohl an der üppigen Vegetation, dass nichts von dem Lärm an sein Ohr drang. Das Grünzeug, glaubt Ziese, muss den Krach geschluckt haben. Ebenso wenig hatte er von den Unruhen gehört, die das Windrad bei den Dorfbewohnern schon vor Jahren ausgelöst hatte. Er will der Gemeinde eigentlich keinen Vorwurf machen, aber man hätte es ihm doch sagen sollen. Diese Kritik weist Bürgermeisterin Roswitha Reinhardt zurück: Das Windrad sei schließlich für alle sichtbar und leidlich zu verschweigen. Reinhardt sieht die Entwicklung durchaus mit größtem Bedauern. Sie möchte kommenden Beratungen zu diesem Thema nicht vorgreifen, sagt deshalb nur soviel: "Es läuft wohl auf eine neue Ausschreibung hinaus. Wir als Gemeinde sind bemüht, das Schloss zu verkaufen." Und: Die Gemeinde sei Ziese immer entgegengekommen. Das Altenpflegeheim sei zum Beispiel auf seinen Wunsch hin eher als beabsichtigt aus den Räumen ausgezogen, um ihm rasch Platz zu machen. Kurz: Man stand immer hinter Zieses Konzept.
Das sah folgendermaßen aus: Das Zentrum sollte ein rein wirtschaftliches Unternehmen sein, Geld sollte aus mehreren Quellen fließen: Eine Künstlerkolonie war geplant. Drei von den 15 Wohnungen mit Atelier sind nunmehr bezugsfertig. Die Nachfrage ist groß: "Aussteiger, Künstler, die Ruhe und Gleichgesinnte suchen, gibt es zu Hauf." Die machen aber einen großen Bogen um Trebitz. Nicht nur wegen der nervtötenden Geräusche. Es ist auch der Schattenwurf, der die Interessenten vertreibt. "Wenn es hell und dunkel im Atelier wird, kann doch kein Künstler arbeiten." Besonders schlimm nimmt sich das Lichtspiel im Winter aus, also dann, wenn die Sonne tiefer steht.
Ziese ist mit seiner Familie hier eingezogen, hat in aufwändigster Arbeit eine prächtige Wohnung ausstaffiert, das Parkett freigelegt, Zimmer mit Tapeten aus der Gründerzeit verziert. "Alles für die Katz", sagt er und deutet wehmütig in die einzelnen Räume, die bislang das geträumte Gesamtergebnis vorwegnahmen: So schön hätte es überall aussehen können. Rund 150000 Mark hat er in das Schloss investiert. Das "Konzept Kunst" sei zerstört. Was stattdessen für das Schloss in Frage komme, müsse die Gemeinde beschließen. "Ein Asylantenheim kann ich nicht führen, das habe ich nicht gelernt."