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Schloss Goseck Schloss Goseck: Alter Blüthner und die Gefühle von Liszt

Von Holger Zimmer 06.04.2001, 16:52

Goseck/MZ. - Wer einen "Blüthner" besitzt, der nennt etwas Besonderes sein eigen. Der im Schloss Goseck lebende Sebastian Pank besitzt derer gleich zwei. Von der Großmutter stammt ein Klavier von 1835, ein Instrument, das mit einer Nummer um die 500 versehen ist und aus den Anfängen der Firma stammt. Und vor sieben oder acht Jahren hat Pank einen Flügel aus dem Jahre 1867 erworben. Und auf dem spielt er, der mit fünf Jahren ersten Klavierunterricht bekam, seit der Restaurierung im vergangenen Herbst am liebsten. Kurz vor dem Konzert, das am Sonntag um 17 Uhr stattfindet, muss der Musikinstrumentenrestaurator Johannes Hacker noch einmal Hand anlegen. Der 72-Jährige betont, dass es schwierig sei mit solch historischer Mechanik. Nachdem vor einem halben Jahr sogar der Filz auf den Hämmern gereinigt worden war und der Flügel nun fast die moderne Stimmtonhöhe von 440 Hertz erreicht, geht es nun noch einmal um die Feinregulierung. Schließlich müssten die Töne gleichmäßig ansprechen. Von Dynamik ist die Rede, von Anschlag und Klangeffekt. Da gebe es bei moderneren Instrumenten einfachere Einstellmöglichkeiten.

Und weil solch alter "Blüthner" ziemlich schwergängig sei, kommt auch Frank Peter vor seinem Konzert schon mal zum Einspielen nach Goseck. Hacker äußert, dass er meist mit Instrumenten vom Ende des 19. Jahrhunderts zu tun habe. Da sei das Gosecker schon ziemlich alt, "stammt aus der Zeit von Franz Liszt und anderen großen Leuten. Da kann man sich selbst eine Vorstellung davon machen, welches Gefühl die Leute auf dem Instrument entwickelt haben. Und wenn dann Werke aus jener Zeit gespielt werden, klingt das anders, wenn man das Ohr hat, das zu hören." Johannes Hacker muss es wissen. Immerhin sang er in Kirchenchören und pflegte stets die Hausmusik. Nach dem Krieg lernte er in Klavierfabriken und bekam eine Ausbildung im Musikinstrumentenmuseum Leipzig. 31 Jahre war er bis zur Wende Chefrestaurator im Händelhaus in Halle. Man darf also auf das Konzert gespannt sein, wenn Werke von Debussy, Rachmaninow, Ravel und Fauré erklingen. Die freilich haben sich bis auf Letzteren erst nach Liszt einen Namen gemacht.