Schloss Frankleben Schloss Frankleben: Königreich für Märchenprinzen
Frankleben/MZ. - Ein mittelalterliches Klein-Königreich entsteht in Frankleben. So jedenfalls verspricht es Harald Hojer auf den Werbezetteln. Hojer ist Schlossherr und muss es ja wissen. Vor vier Jahren erwarb er das Franklebener Schloss, ein ziemlich in die Jahre gekommener Bau mitten im Dorf. Mit viel Liebe und noch mehr Geld, so erzählt man es sich in der Kneipe, beim Frisör und beim Bäcker könnte man etwas daraus machen. Und so setzte der Franklebener samt Gemeinderat alle Hoffnungen auf den Mann aus Memmelsdorf, wo er ja wohl auch schon ein Schloss zum kleinen Königreich gemacht haben soll.
Die Jahre ziehen ins Land. 1999 wurde eine Interessengemeinschaft zur Rettung des Schlosses ins Leben gerufen. Mittelalterliche Feste werden auf dem Schlosshof gefeiert. Hojer ist sichtlich bemüht, Interesse für das alte Gemäuer zu wecken. Der Verein organisiert rührig zahlreiche Veranstaltungen. Immerhin. Im vergangenen Jahr erfolgte eine Notsicherung des Schlosses. Doch im Dorf sinken langsam die Hoffnungen, dass je wieder Leben in dieses einst so schöne Gebäude zieht.
Ist aus dem Traumschloss des Mannes aus Memmelsdorf nicht schon längst ein Luftschloss geworden? Die Befürchtungen liegen nahe. Die Gemeinderäte fordern Rechenschaft von Hojer. "Der Verein will im Schloss mittelalterliches Leben pflegen", tönt er längst Bekanntes. Europaweit habe diese Idee "wie eine Bombe eingeschlagen". "Es entwickelt sich eben alles sehr langsam", resümierte der Schlossherr schließlich, was alle längst sehen. Gibt es Investoren? "Nein, wir wollen alles klein und fein machen", sagt der Hausherr. Er schätzt, dass das etwa noch einmal 15 bis 20 Jahre dauern dürfte. Etwa 2020 stünde dann ein mittelalterliches Museumsdorf mitsamt Schloss, Rittersaal, Räuberklause und Mühlen. Einen großen Brauereibesitzer, der sich als Investor angeboten hatte, ließ Hojer sausen. "Auf dem Schlosshof sollen keine Sonnenschirmchen mit Brauereiwerbung stehen. Das passt nicht zum Stil", so sein Argument.
Auch der Vorsitzende der Verwaltungsgemeinschaft "Unteres Geiseltal", Frank Gebhardt, pocht ebenso wie der Gemeinderat auf ein Finanzierungskonzept. "Hier bedarf es doch einer klaren Linie: Was will ich? Wo kommt der Eigenanteil her? Das gehört knallhart auf den Tisch", stellte er Hojer vor die nicht zu umgehenden Tatsachen als Besitzer einer maroden Immobilie. Der Schlossherr rechnet mit einem Sanierungsvolumen von 22 Millionen Mark. Bisher hat der Förderverein sieben Mitglieder, die pro Monat zehn Mark zahlen. Mehr nicht.
Bürgermeister Edgar Preller sieht keinen Ausweg darin, den Schlossherrn zu schelten. "Wir sehen nichts. Es hat sich nichts bewegt. Doch der Vergangenheit nachzutrauern, hat keinen Sinn." Ist Hojer grenzenlos naiv oder gnadenlos Idealist? Die Frage kann im Moment in Frankleben oder in der Verwaltungsgemeinschaft keiner beantworten. Alle sehen nur ein Schloss, das wenig königlich ausschaut. Und Gebhardt sagt dem "Märchenprinzen", was viele nur denken: "Ich glaube nicht, dass sie nur mit Idealismus das Schloss sanieren können. Hier muss schnellstens ein Investor her. Und sei es eine Brauerei."
Wer sich zu diesem Thema äußern möchte, der findet heute von 11 bis 12 Uhr einen MZ-Redakteur als Gesprächspartner vor der Gaststätte (MZ-Wand).