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Schlittenhunde-Rennen Schlittenhunde-Rennen: Die Formel 1 der Huskys

Von Rita Kunze 01.02.2004, 15:34

Friedrichsbrunn/MZ. - Das "Go!" klingt wie eine Erlösung: Mit 40 Stundenkilometern preschen die aufgeputschten Huskys auf den Trail. Kurz darauf - Stille. Für den Musher Götz Bramowski einer der schönsten Momente des Schlittenhunderennens: "Am Start sind die Hunde total verrückt, aber auf dem Trail hört man nur ihr Hecheln und das Rauschen der Kufen."

Totale Konzentration in der Einsamkeit. Der Musher sieht nur zwei Dinge: die Hunde und den Trail. "Da ist nichts mit schöner verschneiter Landschaft. Die Umgebung nimmt man gar nicht so wahr", sagt Bramowski, der am Sonnabend durch den Friedrichsbrunner Winterwald gejagt ist. Mit Erfolg: "Unser Team liegt im Harzpokal in Führung", sagt der Altmärker gelassen, aber nicht ohne Stolz. Mit "unser Team" meint er seine vier Huskys - und sich: "Ich bin sozusagen der fünfte Hund." Der Musher hat zwei Punkte Vorsprung; das sei gut, meint er. So ähnlich wie bei der Formel 1.

Bei der Jagd nach dem entscheidenden Sekundenvorteil legt Götz Bramowski gern immer noch eins drauf. Um möglichst schnell zu sein, schiebt er an jeder Steigung den Schlitten an und läuft mit. Selbst seine Hunde haben dafür zuweilen recht ungewöhnliche Methoden trainiert. Wenn die Blase drückt, wird das Geschäft im Laufen erledigt. Die Bäume links und rechts der Strecke existieren nicht.

Der Musher aus der Altmark gehört zu den Profis unter den Freizeitsportlern. Vier mal in der Woche geht es in der Saison von Oktober bis März mit den Hunden auf die Piste, zwei Tage dann ohne. Denn ein guter Musher ist so fit wie seine Tiere: "Nach denen muss man sich richten, nicht umgekehrt." Das bekommen auch die zu spüren, die am Sonnabend mit den Huskys mal Gassi gehen sollen. Wer da wen ausführt, ist keine Frage.

Schlittenhunde sind echte Arbeits-Tiere, die nur eines im Kopf haben: rennen, rennen, rennen. Bramowski lässt sie laufen - zwischen sechs und zwölf Kilometer bei jedem Training, das regelmäßig nach Lappland verlagert wird, "einfach wegen der Schneesicherheit", wie er sagt. Und außerdem sei es dort schön kalt. Gut für die Hunde.

Die Huskys stehen im Mittelpunkt des Familienlebens. "Da müssen alle mitziehen, sonst funktioniert es nicht", sagt Bramowski, der seine Hunde als Familienmitglieder betrachtet. Und da ist er nicht der einzige. Auch für den Quedlinburger Peter Könnecke sind die Tiere nichts anderes. Diese Verbundenheit mit den vierbeinigen Teamkollegen ist es, die für die Männer den Reiz dieses Sports ausmacht: "Wenn man sie anspornt, dann geben sie noch mal alles", schwärmt Könnecke. Der Quedlinburger liebt am Schlittenhunderennen das "Alaska-Feeling", wie er es nennt. Das er nicht beschreiben kann: "Das ist einfach Wahnsinn."

Seinem "Traumhobby" ist Peter Könnecke nun seit zehn Jahren verfallen. Selbst wenn es inzwischen nicht mehr so rasant über den Trail geht; seine Hunde sind mittlerweile zwischen acht und elf Jahre alt - "Happy Dogs" also. Ein Gespann gibt es da nicht mehr, aber der 49-Jährige hat eine Alternative gefunden - das Skijöring. Über eine "Bauchleine" ist er mit dem Hund verbunden und läuft auf Skiern im Skaterstil hinterher.

Könnecke gehörte auch zu den Initiatoren des Friedrichsbrunner Rennens, das er mit Gerald Fritsch ins Leben gerufen hat. In ihrem siebten Jahr hätte die Veranstaltung am Wochenende neue Besucherrekorde aufstellen können. 4 500 Zuschauer wurden am Sonnabend gezählt. Doch der zweite Renntag musste Sonntag wegen zu schlechten Wetters gestrichen werden. Schade für die insgesamt 55 Gespanne, die noch einmal an den Start gehen wollten.