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Schiedsrichter Schiedsrichter: Lob nach schwieriger Hinrunde

15.01.2012, 16:55

Mainz/SID. - Aufgearbeitet, aber noch lange nicht überwunden - der Selbstmordversuch von Babak Rafati und der Verdacht der Steuerhinterziehung machen den deutschen Fußball-Schiedsrichtern weiter zu schaffen. Auf der Halbzeittagung der Erst- und Zweitligaschiedsrichter in Mainz zog Herbert Fandel, Leiter der Schiedsrichterkommission des Deutschen Fußball-Bundes (DFB), aber trotz der Probleme ein insgesamt positives Fazit der emotional aufwühlenden Hinrunde. „Wir sind gerade mit dem Abschluss der Vorrunde sehr zufrieden, weil die Schiedsrichter ihre Leistungen unter besonderen Bedingungen abrufen mussten. Das ist gelungen. Aus unserer Sicht haben sie ganz hervorragende Leistungen gezeigt“, sagte Fandel. Lediglich zwischen dem 13. und dem 15. Spieltag habe es eine „Delle“ gegeben.

Aus dem Fall Rafati wurden zudem erste Konsequenzen gezogen: In Zukunft sollen die deutschen Unparteiischen besser psychologisch betreut werden. „Wenn es unsere Schiedsrichter wünschen, bekommen sie dauerhaft einen Psychologen als Ansprechpartner zur Seite gestellt“, sagte Fandel der Bild am Sonntag. Der Psychologe Marco Nill hielt in Mainz zudem einen Vortrag mit dem Titel „Stress - Burn-out - Depressionen, die Volkskrankheiten des 21. Jahrhunderts“. Dabei wurden den Referees Lösungsansätze und Anlaufstellen aufgezeigt, wenn der psychologische Druck zu hoch wird.

Ob Rafati zurückkehren wird, ließ Fandel beim Treffen der 42 Erst- und Zweitliga-Spielleiter sowie 27 Erstliga-Assistenten offen. „Das muss Babak Rafati selbst entscheiden, wann er etwas kommuniziert. Ich hatte bisher keinen Kontakt zu ihm. Das einzige Ziel muss es sein, dass er wieder gesund und glücklich wird. Es ist mir eine Herzensangelegenheit, dass er alle Unterstützung hat und den Weg der Genesung gehen kann. Es steht uns nicht zu, hier zu insistieren oder Druck auszuüben“, sagte der frühere FIFA-Schiedsrichter.

Eine Bewertung einer möglichen Steueraffäre, in die Schiedsrichter verwickelt sein sollen, will Fandel nicht abgeben: „Dazu kann man nur dann etwas sagen, wenn es Fakten gibt. Wir haben uns im Herbst sehr ausführlich mit den Dingen beschäftigt.“ Auch personelle Entscheidungen wurden in Mainz bekannt gegeben: Torsten Stieler (Obertshausen) rückt zum Rückrundenstart als jüngster Schiedsrichter in den Kreis der 20 Erstliga-Referees auf. Der Rechtsreferendar ist 30 Jahre alt und empfahl sich durch seine Leistungen in der 2. Liga für das Oberhaus. Durch Stielers Beförderung setzte der DFB laut Fandel eine bereits vor Saisonbeginn geäußerte Aufstockungsankündigung nach dem leistungsbedingten Karriereende des Esseners Marc Seemann um. Stielers Platz bei den Zweitliga-Schiedsrichtern nimmt der 27 Jahre alte Niederkasseler Sascha Stegemann ein.

Eine Entscheidung über die Zukunft des einstigen Schiedsrichtertalents Michael Kempter ist auch nach dem Ende aller gerichtlichen Auseinandersetzungen mit dem früheren Schiedsrichter-Obmann Manfred Amerell aber noch nicht gefallen. „Im Sommer treffen wir eine Entscheidung. Kempter hat zwei Jahre kein Spiel gepfiffen und kann deshalb nicht sofort wieder in der Bundesliga anfangen“, sagte Fandel.