Schiedsrichter-Affäre Schiedsrichter-Affäre: Spannung vor Hoyzer-Prozess
Leipzig/Berlin/dpa. - DerBundesgerichtshof (BGH) befasst sich am Dienstag mit dem Wettskandalum den früheren Schiedsrichters Robert Hoyzer und den kroatischenBrüdern Sapina. Insbesondere für Hoyzer geht es dabei um Alles oderNichts: Bestätigt der 5. BGH-Strafsenat in Leipzig das Urteil desBerliner Landgerichts vom November 2005, muss der 27-Jährige für zwei Jahre und fünf Monate ins Gefängnis. Aber auch der Deutsche Fußball-Bund (DFB) schaut mit Spannung auf die Entscheidung des BGH-Richterzum bislang größten Wettskandal der DFB-Geschichte. Denn ob es beimBerliner Urteil bleibt, ist völlig offen.
«Kernfrage ist, ob das Platzieren verschiedener Wetten aufmanipulierte Fußballspiele tatsächlich eine Täuschung darstellt»,erklärte Bundesanwalt Hartmut Schneider. Auch er blickt vollerSpannung auf die Verhandlung. Die bisherige Rechtsprechung des BGH invergleichbaren Fällen bietet keine Sicherheit. Sollte der 5.Strafsenat bei seiner Bewertung aus dem Jahr 1961 im Fall vonPferdewetten bleiben, könnte die Verhandlung in Leipzig mit einemFreispruch für die Angeklagten enden. Weitere Varianten sind: Der BGHhebt das Urteil auf und verweist den Fall zur erneuten Verhandlungnach Berlin. Oder das Urteil wird rechtskräftig und Hoyzer sowie AnteSapina müssen zügig ihre Haftstrafen antreten.
Das Berliner Landgericht war von einem Betrug ausgegangen. InFolge dessen wurde Drahtzieher Ante Sapina wegen Betruges in zehnFällen zu einer Gesamtstrafe von zwei Jahren und elf Monatenverurteilt. Der heute 30-Jährige hat laut Urteil Schiedsrichter,darunter Hoyzer, für Spielmanipulationen bezahlt. Hoyzer bekam wegenBeihilfe in sechs Fällen eine Haftstrafe von zwei Jahren und fünfMonaten. Weitere Angeklagte waren der ehemalige SchiedsrichterDominik Marks (31), zwei 39 und 41 Jahre alte Brüder von Sapina undin einem weiteren Verfahren der Ex-Fußballprofi Steffen Karl (39).Sie wurden wegen Beteiligung an mehreren Betrugsfällen jeweils zuBewährungsstrafen verurteilt.
Nicht nur die Verteidigung hat Zweifel an diesem Urteilsspruch.Auch die Bundesanwaltschaft möchte eine grundsätzliche Prüfung undhat die mündliche Verhandlung beantragt. Dabei geht es um die Frage,ob der im Strafgesetz enthaltene Betrugs-Paragraf Manipulationen wiedie im Wettskandal erfasst. Entsprechend groß ist das Interesse unterJuristen. «Wir haben volles Haus. Neben den Medien werden rund 190Zuhörer erwartet», sagte ein Sprecher des Bundesverwaltungsgericht,in dem der Prozess sein wird. Der Dienstsitz des BGH in Leipzig, eineNebenstelle zu Karlsruhe, bietet nur begrenzt Kapazität.
Der BGH will sein Urteil nach Möglichkeit noch am selben Tagfällen. Hoyzer wird es nach Aussagen seiner Anwälte nicht in Leipzigim Gerichtssaal verfolgen. Gleiches ist von den Verteidigern deranderen Angeklagten zu vernehmen. Im Gegensatz zu der Verhandlung inerster Instanz müssen sie vor dem BGH nicht erscheinen.
Unabhängig vom Geschehen in Leipzig läuft ein Streit umSchadenersatzforderungen vor dem Landgericht Berlin weiter. DieDeutsche Klassenlotterie fordert von den Sapina-Brüdern und HoyzerSchadensersatz für zu Unrecht ausgezahlte Wettgewinne. Der Prozesswar im Juli zunächst ausgesetzt worden, weil die Prozessgegner eineaußergerichtliche Einigung erzielen wollten. Diese ist offenbargescheitert: Am 12. Dezember gibt es einen neuen Termin vor Gericht.