Schaumküsse
Hamburg/dpa. - «Negerküsse» heißen heute politisch korrekt «Schaumküsse». Der Verkäufer kennt den Ausdruck nicht: «Wie haben die denn früher geheißen?»
Die Kundin druckst gewaltig herum. Denn der Verkäufer, nun ja, er ist ein Schwarzer. Und das gehört zu den kleinen Ironien in der von Regina Ziegler produzierten Komödie «Schaumküsse», die an diesem Freitag (20.15 Uhr) in der ARD zu sehen ist. Eine andere Pointe: wie die professionelle Köchin Lilly in eine Suppe plötzlich Lakritzkringel streut. Denn sie erwartet ein Kind. Und Schwangere haben eben zuweilen etwas absurde kulinarische Neigungen.
Bei den Dreharbeiten in Berlin unter der Regie von Udo Witte fühlte sich Lilly-Darstellerin Christine Neubauer an ihre eigene Schwangerschaft erinnert - «eine unglaublich schöne Zeit». Aber anders als im Film hatte sie sich ihr Kind auch gewünscht, war überdies um einiges jünger als hier die vollreife Heldin mit ihren 40 Jahren.
Die fühlt sich auf dem Höhepunkt ihres Lebens, hat ihren Beruf und einen aufstrebenden jungen Sportreporter als Freund (Oliver Bootz). Ein großer Kinderwunsch besteht nicht. Aber dann ist es eben doch passiert. «Ach du Scheiße», entfährt es uncharmant dem Lebensgefährten, der mehr Karriere als Familie im Kopf hat. Und Lilly ahnt, dass da einige Probleme auf sie zukommen.
Sie waren bereits im gleichnamigen Roman von Bärbel Schäfer nachzulesen. Die frühere Talkshow-Moderatorin, selbst mit über 40 Mutter von zwei Kindern geworden, hatte dort zeigen wollen, wie sich mit der Mutterschaft auch für eine nicht mehr junge Frau eine neue Welt öffnet: «Man muss in ganz neuer Weise Verantwortung tragen.» Und: «Wenn Menschen Kinder haben, entwickeln sie auch mehr Verständnis für die eigenen Eltern. So ist es jedenfalls mir selbst ergangen.» Insgesamt konstatiert die Autorin: «Man bekommt wieder Kinder. Die Zeiten, da Karriere alles war und Kinder nur ein Störelement, sind wohl vorbei.»
Sie hatte ihren Roman an ihre Freundin Regina Ziegler geschickt, die gerade einen Stoff für Christine Neubauer suchte. Beide wussten zugleich: Das hier ist es. Das Drehbuch schrieb dann Matthias Klaschka, denn die Romanautorin hatte entschieden: «Auch wenn ich mich als ehemalige Hochleistungssportlerin gern Herausforderungen stelle - so was kann ich nicht.»
Nun sieht sie nicht ohne Spannung, wie ihre Heldin ihren Weg über den Bildschirm nimmt. Männer kommen dort nicht allzu gut weg, nicht der künftige Kindsvater und auch nicht ein anderer, von Bernd Bettermann gespielt, der sich zunächst mal als harter Chauvi gebärdet, bevor er zum sanften Schäfchen mutiert. Aber lieb sind sie eben doch und irgendwie unentbehrlich auch - und Bärbel Schäfer sagt nachsichtig lächelnd: «Wie langweilig wäre diese Welt ohne Männer!»