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Sat.1 Sat.1: «Zivilprozeß»

27.01.2002, 17:00

Berlin. - In einer Kleinstadt in Neu-England sterben mehrere Kinder an Leukämie, weil ortsansässige Chemiefirmen das Grundwasser verseuchen. Der aalglatte Anwalt Jan Schlichtmann übernimmt den komplizierten Fall nur deshalb, weil die Firmen zu reichen Multikonzernen gehören - und da winken im Erfolgsfall Entschädigungen und anteilige Honorare in zweistelliger Millionenhöhe. Jan Schlichtmann und seine Kanzleikollegen haben freilich kein leichtes Spiel: Die Multis engagieren mit dem exzentrischen Jerome Facher einen Advokaten, der mit allen juristischen Wassern gewaschen ist. Dennoch läuft der Prozess auf einen außergerichtlichen Vergleich zu, der für die betroffenen Eltern und Schlichtmann selbst zufrieden stellend wäre. Aber die Konfrontation mit dem menschlichen Leid hat aus dem blasierten Schlichtmann einen nachdenklichen, engagierten Menschen gemacht. Gegen jede Vernunft lehnt er den Vergleich ab.

Ein außergewöhnliches Gerichtsdrama: nicht nur seiner perfekten Inszenierung, seiner hervorragenden Schauspieler und seiner akribischen Faktentreue wegen, sondern deshalb, weil Regisseur Steven Zaillian auf ein Happy End mit dem Sieg der Gerechtigkeit verzichtet. "Zivilprozeß" endet mit dem totalen Waterloo Jan Schlichtmanns - eines Anwalts, der Erfolg hatte, solange er die Justiz als ein Pokerspiel betrachtete, das mit Taktik, Tricks und Bluffs gewonnen wird. Als jener Jan Schlichtmann tatsächlich Gerechtigkeit, Wahrheit und Sühne fordert, wird er von seinen Gegnern eiskalt ausgekontert. Jan Schlichtmann ist im Recht - aber er verliert seinen Prozess, sein Privatvermögen und seine Freunde...Regisseur Steven Zaillian, als Drehbuchautor längst arriviert ("Schindlers Liste", "Zeit des Erwachens", "Das Kartell"), hat die tatsächlichen Ereignisse, die diesem "Courtroom Drama" zugrunde liegen, genauestens recherchiert.

Den dramaturgischen Kern des Films bildet gleichwohl die charakterliche Entwicklung des Advokaten Jan Schlichtmann, der von Megastar John Travolta höchst eindrucksvoll verkörpert wird. John Travolta, der als umschwärmter Jungstar begann und im Hollywood der 80er Jahre "down and out" schien, kennt eben das Gefühl, am Nullpunkt angekommen zu sein. Travoltas Gegenspieler im Gerichtssaal mimt Hollywood-Legende und Oscar-Preisträger Robert Duvall. Auch die weiteren Rollen sind mit William H. Macy, John Lithgow, Sydney Pollack und Tony Shalhoub geradezu verschwenderisch gut besetzt. Im wirklichen Leben hatte der Fall übrigens ein positives Nachspiel. Letztendlich wurden die Chemiefirmen zu einer Rekordentschädigung verurteilt, und auch Anwalt Jan Schlichtmann kam, beruflich und privat, wieder auf die Beine