Sachbücher Sachbücher: See-Tragödien und die deutsche Kreuzfahrt
Hamburg/dpa. - Dem tragischen Ende des deutschenSegelschulschiffes «Pamir», dem mysteriösen Schicksal der «MaryCeleste» und der Geschichte der deutschen Kreuzfahrt sindNeuerscheinungen gewidmet, die nicht nur Freunde des Maritimen packenwerden.
Im Jahre 1957 wühlte der Untergang des deutschenSegelschulschiffes «Pamir» die Menschen an der Küste und alleLiebhaber der letzten Tiefwassersegler auf. Der Hurrikan «Carrie»hatte unerwartet seine Zugbahn geändert und war südwestlich derAzoren über die Viermastbark her gefallen. Im Orkan zerfetzten alleSegel, die Gersteladung verrutschte und die «Pamir» kenterte. Nursechs der 86 Seeleute und Kadetten an Bord konnten aus der tobendenSee gerettet werden, unter ihnen der Kochsmaat Karl-Otto Dummer. In«Viermastbark PAMIR. Die Geschichte eines legendären P-Liners»(Convent Verlag, Hamburg. 221 S., Euro 39,90. ISBN 3-934613-17-9) hatDummer seine Erinnerungen an die dramatischen Umstände desUntergangs, die bangen Stunden des Wartens auf Rettung und - inZusammenarbeit mit Holger Husemann - die lange, wechselvolleGeschichte der «Pamir» und ihrer Kapitäne aufgezeichnet.
Im Dezember 1872 traf die amerikanische Brigg «Dei Gratia» halbenWegs zwischen den Azoren und Gibraltar auf einen anderen US-Segler,der weder auf Flaggensignale noch Rufe reagierte. Als drei Seeleutezur «Mary Celeste» hinüberruderten, machten sie eine gespenstischeEntdeckung: Die voll seetüchtige Schonerbrigg war offensichtlich inpanischer Hast verlassen worden. Jahrzehntelang schossen dieSpekulationen um die möglichen Gründe wild ins Kraut. Der HamburgerSchifffahrtsautor Eigel Wiese hat eine plausible Erklärung gefunden.In «Das Geisterschiff. Die wahre Geschichte der Mary Celeste» (EuropaVerlag, Hamburg. 190 S., ¤ 16,90. ISBN 3-203-75101-1) weist er nach,dass es beim Lüften der Laderäume eine kurze Stichflamme durchSelbstentzündung der teilweise verdunsteten Alkoholladung gegebenhaben muss. Da die Mannschaft befürchtete, das ganze Schiff würde indie Luft fliegen, ging sie überstürzt ins Beiboot - nur um ohnmächtigzu erleben, wie die unversehrte «Mary Celeste» uneinholbardavonsegelte.
Britische und norwegische Reeder haben sie erfunden, aber deutscheReedereien wurden vor und zwischen den Weltkriegen darin führend:Kreuzfahrten zur See. Neben der Frachtschifffahrt, den Liniendienstenund dem Auswanderergeschäft wurden sie zunächst für die Hapag, späterauch für den Norddeutschen Lloyd und die Hamburg-Süd zu einerlukrativen Einnahmequelle. Im Kielwasser des seebegeisterten Kaisersin die norwegischen Fjorde, ins Mittelmeer und den Orient oder zu denAtlantischen Inseln zu reisen, wurde zum Traumziel, wenngleich es fürdie allermeisten beim Träumen blieb. Arnold Kludas, durch seinefünfbändige Geschichte der deutschen Passagierschifffahrt alsprofunder Kenner ausgewiesen, lässt in «Vergnügungsreisen zur See.Eine Geschichte der deutschen Kreuzfahrt» (Convent Verlag, Hamburg.220 S., ¤ 49,90. ISBN 3-934613-21-7) die glanzvollen Namen nocheinmal passieren: Cap Arcona, Monte Pascoal, Milwaukee, Columbus,später die KdF-Schiffe.